»Jeder Marathon ist eine Mutprobe«
Falk Cierpinski über London 2012, Berlin und das Training mit seinem Vater
ND: Herr Cierpinski, was bedeutet der Berlin-Marathon für Sie?
Cierpinski: Etwas Besonderes. Halle ist ja nicht weit weg, es ist also fast so was wie ein Heimlauf. Außerdem sind hier so viele Ostdeutsche, die lesen dann zwar Falk auf meinem Trikot, sie rufen aber immer nur »Waldi, Waldi!«.
Nervt Sie das nicht manchmal?
Nein, ich finde es toll, wenn die Leute sich so freuen. Ich meine, das ist schon herausragend, was mein Vater geschafft hat: Zweimal Olympiasieger!
Die Olympianorm für London liegt bei 2:12:00 h. Was wollen Sie in Berlin erreichen?
Ich habe mich in diesem Jahr zurückhalten müssen, hatte die letzten zwei Jahre Probleme mit Seitenstechen. Mit mir rechnet hier also niemand, wenn ich antrete. Das ist angenehm. Die Norm für London ist mit 2:12:00 sehr knackig. Ich versuche hier, nach meiner Pause einen vernünftigen Marathon anzubieten.
Wie lange laufen Sie denn am Sonntag mit der Spitze mit?
Die vorne sind gleich weg, daran ist man gewöhnt. Haile und Co. machen hier jedes Jahr Jagd auf den Weltrekord. Und so ein Marathon ist ja kein Steigerungslauf. Jeder versucht, einfach sein Tempo zu laufen.
Marathon hat viel mit Schmerz und Qual zu tun. Was ist das Schöne daran?
Es ist eine Selbsterfahrung. Man erfährt, wer man eigentlich ist. Denn jeder Marathon ist eine neue Mutprobe.
Ihr Vater ist Ihr Trainer. Wie arbeiten Sie zusammen?
Zweimal die Woche begleitet er mich beim Training – auf dem Fahrrad, er ist ja jetzt auch schon sechzig geworden. Ansonsten sehen wir uns jeden Tag und können alles besprechen. Wir wohnen in einem Haus.
Kommt Ihr Vater nach Berlin?
Ja. Er wird mich sogar auf dem Fahrrad begleiten, das ist einigen Trainern erlaubt.
Gespräch: Jirka Grahl
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