Hoch lebe die Chipkarte!

Kommentar von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Absicht des FDP-Gesundheitsministers Daniel Bahr, jeden Bundesbürger ab 16 Jahre zu seiner Organspendebereitschaft zu befragen und das Ergebnis – zumindest bei den Kassenpatienten – auf der Chipkarte zu dokumentieren, ist wohl einer der letzten Versuche, wenigstens irgend etwas Sinnvolles aus dem von dieser Partei dominierten Fachgebiet in die Zeit hinüberzuretten, in der die FDP Regierungsarbeit lediglich aus weiter Ferne beobachten kann. Das Präventionsgesetz – gar nicht erst in Angriff genommen. Das Versorgungsgesetz – als Lobbyarbeit für Mediziner entlarvt. Die neue Gebührenordnung für Zahnärzte – Geldgeschenke für Unbedürftige. Die Pflegereform – ausgefallen mangels Courage.

Da würde es jetzt schön passen, könnte man wenigstens mit einer Änderung des Transplantationsgesetzes die Zahl der Organspender erhöhen, um schwerkranken Patienten besser helfen zu können. Wobei noch zu fragen wäre, ob die Entscheidungslösung zu signifikant mehr Spendezustimmung bei den Menschen führen würde oder ob für einen solchen Sinneswandel in Größenordnungen nicht eher mehr Transparenz und mehr Vertrauen in den Medizinbetrieb vonnöten wären. Dazu haben die blaugelben Privatisierer ja auch nicht gerade beigetragen, im Gegenteil.

Das Schärfste ist allerdings, dass Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr die Haltung eines jeden Versicherten zur Organspende auf dessen Krankenkassenchipkarte dokumentieren möchte. Die haben er und seine Partei bis vor zwei Jahren noch vehement bekämpft, wegen der Kosten und wegen des unsicheren Datenschutzes. Aber was schert die FDP ihr Programm von gestern? Hoch lebe die Chipkarte!

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.