In Afghanistan explodieren Bomben und Kosten

DIW: Zehn Jahre »Verteidigung am Hindukusch« kosteten Deutschland bereits 17 Milliarden Euro

  • Lesedauer: 3 Min.
Der Afghanistan-Krieg hat Deutschland nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in den vergangenen zehn Jahren 17 Milliarden Euro gekostet. Das ist drei Mal so viel wie die von der Bundesregierung offiziell veranschlagten 5,5 Milliarden Euro.
Berlin/Kabul (dpa/AFP/nd). Die offiziellen Kosten für die Bundeswehrmission wurden bei jeder der 13 Mandatierungen durch den Bundestag seit 2001 festgeschrieben. Im ersten Jahr waren es 436 Millionen Euro, im Mandatstext von Januar 2011 wurden erstmals mehr als eine Milliarde Euro veranschlagt. Bis zum geplanten Abzug der letzten deutschen Kampftruppen Ende 2014 muss Deutschland nach Schätzung der DIW-Forscher mindestens fünf weitere Milliarden ausgeben.
Die DIW-Forscher berücksichtigen in ihren Berechnungen auch die Investitionen des Entwicklungsministeriums oder des Auswärtigen Amts zur Stabilisierung der Region sowie gesellschaftliche Kosten durch Tod oder Verletzung von Soldaten. »Wir haben berechnet, was der Einsatz die deutsche Gesellschaft insgesamt kostet«, sagte Forschungsleiter Tilman Brück der Nachrichtenagentur dpa. Auch die Bezahlung der rund 5000 Soldaten im Einsatz wird von den Forschern in die Rechnung einbezogen.

Sollte es zum schrittweisen Abbau der Truppenstärke bis 2014 kommen, würden sich Gesamtkosten des Einsatzes nach Schätzung der DIW-Experten auf 22 Milliarden Euro summieren. Würden die Truppen bis 2014 in voller Stärke am Hindukusch, schlügen sogar insgesamt 25 Milliarden Euro zu Buche. Nähme man auch noch die Kosten für die Finanzierung des Einsatzes durch Kredite hinzu, stünde unter dem Strich sogar die Summe von 35 Milliarden Euro.
In Afghanistan selbst und im benachbarten Pakistan kamen bei neuen Terroranschlägen am Wochenende mehr als 20 Menschen ums Leben. Afghanistans Staatschef Hamid Karsai will nach dem Mord an dem früheren Präsidenten Burhanuddin Rabbani die Strategie der Verhandlungen mit den radikalislamischen Taliban überdenken. »Sämtliche Friedensgespräche mit den Taliban liegen auf Eis«, sagte Karsais Sprecher Siamak Herawi. Schon »sehr bald« werde Karsai in einer Fernsehansprache sein neues Vorgehen vorstellen. Erst am Freitag hatte er vor religiösen Würdenträgern in Kabul seine Frustration über die Lage geäußert. Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar habe »keine Adresse, und sein Friedensgesandter entpuppt sich als Killer«, sagte Karsai. »Mit wem sollen wir also reden?« Als Vorsitzender des Hohen Friedensrates hatte Rabbani Gespräche mit den Aufständischen geführt. Er war am 20. September in seinem Haus in Kabul getötet worden. Der Attentäter hatte sich als gesprächsbereiter Vertreter der Taliban ausgegeben, die Bombe hatte er in seinem Turban versteckt.

Karsais Büro teilte unterdessen mit, der Attentäter sei pakistanischer Staatsbürger gewesen. Afghanistan habe das Beweismaterial den pakistanischen Behörden übergeben. Darunter seien Adressen, Fotos und Landkarten, die den Aufenthaltsort der Taliban-Führung in einem Vorort von Quetta belegten. Pakistan müsse nun handeln. Zugleich forderte Karsai direkte Gespräche mit Islamabad: »Die einzige Lösung sind Verhandlungen mit der pakistanischen Seite, denn alle Verstecke des Feindes befinden sich in diesem Land (Pakistan)«, sagte der Präsident.
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