Ohne Frauen gibt es keinen Frieden
Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an Frauenrechtlerinnen in Liberia und Jemen
Der Friedensnobelpreis würdigt in diesem Jahr die Rolle von Frauen bei der Lösung von Konflikten. Die Überraschung war groß, als der Vorsitzende der fünfköpfigen Jury am Freitag in Oslo die diesjährigen Preisträgerinnen bekanntmachte. Laut Thorbörn Jagland teilt sich die 72-jährige Ellen Johnson-Sirleaf, Präsidentin Liberias, mit ihrer Landsfrau, der 39-jährigen Bürgerrechtlerin Leymah Roberta Gbowee, und der erst 31-jährigen arabischen Frauenrechtlerin Tawakkul Karman aus Jemen die Auszeichnung. Sie würden für ihren »gewaltfreien Kampf für die Sicherheit von Frauen und für das Recht der Frauen auf eine vollständige Beteiligung an der Schaffung von Frieden« gewürdigt, sagte Jagland.
Liberias Präsidentin habe es »unter sehr, sehr schweren Bedingungen geschafft, die demokratische Entwicklung in Liberia am Leben zu erhalten«, so die Würdigung. Johnson-Sirleaf und Gbowee haben 2003 maßgeblich an der Beendigung des über ein Jahrzehnt währenden Bürgerkrieges mitgewirkt. »Beide Preisträgerinnen haben insbesondere gegen die Unterdrückung und systematische Vergewaltigung von Frauen und Kindern in Kriegen wie dem in Liberia gekämpft«, sagte Jagland,
Die Harvard-Ökonomin Johnson-Sirleaf hatte lange für die Weltbank gearbeitet. 2005 wurde sie zum ersten weiblichen Staatsoberhaupt Liberias gewählt, die erste Präsidentin eines afrikanischen Landes. Sie gilt als »Eiserne Lady Liberias«. Erst letztes Jahr wählte das renommierte US-Magazin »Newsweek« Johnson-Sirleaf zu einer der zehn besten Staatschefs der Welt. Die vierfache Mutter und achtfache Großmutter gilt als willensstark, unbeugsam und integer. Johnson-Sirleaf engagierte sich insbesondere um die Reintegration der unzähligen seelisch gebrochenen und oft drogenabhängigen ehemaligen Kindersoldaten.
Mitpreisträgerin Gbowee ging als Sozialarbeiterin in die Dörfer, um die tiefen Wunden traumatisierter Kinder und Jugendlicher, Mädchen und Frauen, von Opfern wie von Mördern zu lindern. 2002 gründete sie die erfolgreiche Frauenbewegung »Women of Liberia Mass Action for Peace«. Seit vier Jahren leitet sie das »Frauen- Netzwerk Afrika für Frieden und Sicherheit« und hilft damit auch anderen afrikanischen Nationen mit ihren Erfahrungen.
Tawakkul Karman ist Vorsitzende des Verbandes »Journalistinnen ohne Ketten«. In dem von Armut und vom großen Einfluss radikalislamistischer Kräfte geplagten Jemen gehört sie zu den treibenden demokratischen Kräften, die hinter den friedlichen Protesten gegen Diktator Ali Abdullah Saleh stehen. »Sie ist schon aufgestanden und hat Mut gezeigt, als der Arabische Frühling noch in weiter Ferne lag«, sagte Jagland.
Im arabischen Fernsehsender Al Dschasira sagte Karman am Freitag: »Ich widme diesen Preis der revolutionären Jugend in Jemen, die sich auf ihre bessere Zukunft freut, und dem jemenitischen Volk. Wir werden für unsere friedliche Revolution und unsere Bürgerrechte kämpfen, und auch anderen Ländern dabei helfen. Der Preis stärkt uns dabei«. Zu den regelmäßigen Freitagsdemonstrationen in Jemen wurden gestern wieder Hunderttausende erwartet. Jagland sagte, dass für die Wahl der Lauraten die Leistung der Preisträger in ihrer eigenen Umgebung entscheidend sei. Mit den Preisträgerinnen 2011 sind nun seit 1901 insgesamt 15 Frauen ausgezeichnet worden.
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