Zwischen Medaillen und Tränen
Männer bei Tischtennis-EM im Halbfinale, Frauen raus
Angeführt von Timo Boll bleiben die deutschen Tischtennisspieler bei der EM in der Goldspur, für die Frauen ist der Zug in Richtung Medaille dagegen abgefahren: Die Männer um Rekordeuropameister Boll (Düsseldorf) haben in Gdansk nach einem 3:1 im Viertelfinale gegen Griechenland Bronze sicher - zwei Siege fehlen nur noch für den fünften EM-Titel in Serie. Doch im Halbfinale am Dienstag droht ein harter Brocken: Nächster Herausforderer ist der Sieger des Duells zwischen Mitfavorit Portugal und Ungarn.
Bei den deutschen Frauen flossen hingegen bittere Tränen der Enttäuschung. Durch den 2:3-Krimi gegen Ungarn verpasste die DTTB-Auswahl die angestrebte Bronzemedaille und damit das erste Mannschafts-Edelmetall seit 2007. Stattdessen spielt Deutschland wie im Vorjahr um die Plätze fünf bis acht.
Männer-Bundestrainer Jörg Roßkopf warnte vor einem möglichen Duell mit den Portugiesen: »Das ist die Mannschaft, die uns hier bis zum Äußersten fordern wird.« Zuvor hatte Boll zum Auftakt gegen Dimitrios Papadimitriou kurzen Prozess (3:0) gemacht, auch Dimitrij Owtscharow (3:0) hielt sich gegen Kalinikos Kreanga schadlos. Der Saarbrücker Bastian Steger wurde als erster deutscher Spieler im Turnier von Panagiotis Gionis 1:3 besiegt. So musste Boll ein zweites Mal an die Platte und machte mit einem 3:1 gegen Kreanga das Weiterkommen perfekt.
Der 30-Jährige, der auch die erfolgreiche Titelverteidigung im Einzel anpeilt, sieht sich nach einem anstrengenden China-Engagement im Sommer noch nicht auf dem gewohnten Niveau: »Ich bin immer noch nicht so spritzig, wie ich mir das vorstelle. Ich hoffe, das kommt noch.« Mal einen Satz abzugeben, sei aber »kein Drama«, so der Odenwälder. Kollege Owtscharow strahlte nach seinem starken Auftritt: »Das gibt Selbstvertrauen für das Turnier.«
Der Bundestrainer der Frauen Jörg Bitzigeio hatte im Medaillenspiel überraschend auf die schwächelnde Ex-Europameisterin Jiaduo Wu verzichtet. Einziger Rückhalt war Irene Ivancan (Berlin), die ihre beiden Duelle gewann. Doch im Entscheidungsspiel verlor Kristin Silbereisen (Kroppach) gegen ihre ungarische Vereinskollegin Krisztina Toth die Nerven und schließlich mit 1:3 auch das Match.
»Wir wollten in die Medaillenränge, vielleicht sogar ein bisschen mehr. Umso enttäuschender ist das Ergebnis«, sagte Bitzigeio, der seine Entscheidung gegen Wu verteidigte: »Da gab es nach den bisherigen Auftritten von beiden Seiten nicht viel zu diskutieren.« Die deutsche Nummer eins hatte in den vorangegangenen fünf Einsätzen drei Niederlagen kassiert.
Abwehrspezialistin Ivancan, nach sechs Jahren erstmals wieder im DTTB-Aufgebot, versuchte vergeblich, für die aufgelösten Kolleginnen aufmunternde Worte zu finden: »Wir haben phasenweise echt gut gespielt. Aber es ist ganz schön bitter.«
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