Wulff fordert Dank für Kriegseinsatz

Bundespräsident bei deutschen Soldaten in Afghanistan

  • Lesedauer: 3 Min.
Fast zehn Jahre ist die Bundeswehr bereits in Afghanistan, in Deutschland wachsen die Zweifel an dem Krieg. Bei seinem ersten Truppenbesuch am Hindukusch forderte Bundespräsident Wulff mehr gesellschaftliche Unterstützung für den Einsatz.

Masar-i-Scharif (dpa/AFP/nd). Bei seinem ersten Truppenbesuch am Hindukusch hat Bundespräsident Christian Wulff den deutschen Soldaten und Polizisten in Afghanistan demonstrativ den Rücken gestärkt. »Die deutsche Gesellschaft sollte Danke sagen und sich bewusst sein, was hier geleistet wird«, sagte Wulff am Montag im Bundeswehr-Standort in Masar-i-Scharif.

Mit der Besichtigung eines Polizei-Ausbildungszentrums in Masar-i-Scharif setzte der Bundespräsident seinen am Sonntag begonnenen Besuch fort. Ziel aller militärischen und zivilen Anstrengungen müsse sein, »dass die Afghanen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen«, erklärte Wulff. Bis Ende 2014 sollen die afghanischen Sicherheitskräfte im ganzen Land die Verantwortung von der NATO übernehmen. Als eine der wichtigsten Aufgaben gilt daher der Aufbau von Armee und Polizei. Deutschland ist maßgeblich an der Polizeiausbildung beteiligt.

Im Regionalkommando Nord der internationalen Truppe ISAF in Masar-i-Scharif, das von der Bundeswehr geführt wird, traf Wulff auch mit US-Soldaten zusammen. »Es was mir ein Bedürfnis, den Amerikanern zu danken«, sagte er. »Viele deutsche Soldaten haben mir berichtet, dass sie nur deshalb noch leben, weil sie amerikanische Hubschrauber unter Beschuss aus Gefechtssituationen herausgeflogen haben.«

Wulff war bei seinem Staatsbesuch am Sonntag in Kabul mit Präsident Hamid Karsai zusammengetroffen. Dort hatte er Afghanistan deutsche Unterstützung auch nach dem für 2014 geplanten Abzug der internationalen Kampftruppen zugesagt.

Der Bundespräsident wird von Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker begleitet. In Afghanistan sind derzeit rund 5000 deutsche Soldaten stationiert. Mit dem Abzug der Bundeswehr soll Ende dieses Jahres begonnen werden. Unklar ist bislang, um wie viele Soldaten die Truppenstärke verringert werden soll.

Am Sonntagabend hatte Wulff im Camp Marmal in Masar-i-Scharif mit Bundeswehrsoldaten gesprochen. Er wünschte sich mehr gesellschaftliche Anerkennung für den gefährlichen Einsatz und zitierte Umfragen, wonach zwei Drittel der Deutschen das genauso sehen. Dass in anderen Umfragen etwa gleich viele einen sofortigen Rückzug der deutschen Truppen fordern, sagte er nicht.

»Hier wird die Welt ein Stück sicherer gemacht«, so Wulff. Immerhin gebe es Lichtblicke, aus denen Leuchttürme für Afghanistan werden müssten. Der Bundespräsident sprach von »kriegsähnlichen Zuständen« - wie viele vor ihm. Neues hatte er nicht mitzuteilen. Vor allem hörte er den Soldaten zu, ließ sich auch von ihren privaten Lebensumständen berichten. Er rühmte die Rolle der Angehörigen zu Hause, die bei allem Risiko des Einsatzes doch auch stolz auf die Arbeit der Soldaten in der Ferne seien.

Am Montagmorgen dann, in aller Frühe, bekam Wulff eine Demonstration der Gefahren, die in Afghanistan überall lauern - wenn auch nur als Übung. Deutsche Ausbilder und afghanische Polizeischüler ließen ein Fahrzeug über einen Sprengsatz fahren, es gab Verletzte, gespielt natürlich. Der Bundespräsident beobachtete aus der Entfernung. Das riesige Ausbildungslager der Polizei befindet sich nur zwei Kilometer außerhalb von Camp Marmal. Den Weg dorthin legte die deutsche Delegation in gepanzerten Fahrzeugen zurück.

Unterdessen wurde bei einem Selbstmordanschlag auf einen hochrangigen Geheimdienstoffizier in der nordafghanischen Provinz Farjab am Montag ein Kind getötet. Der Provinzchef des afghanischen Geheimdienstes NDS, Sayed Ahmad Sadaat, vier weitere NDS-Mitarbeiter und zwei Zivilisten seien verletzt worden, sagte der Sprecher der Provinzregierung, Ahmad Dschawid Bedar. Der Attentäter kam bei dem Anschlag in der Provinzhauptstadt Maimane ebenfalls ums Leben.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.