Kerkeling als Reiseleiter

Dekorativ bei Terra X

  • Jenny Becker
  • Lesedauer: 2 Min.

Er ist dann mal wieder unterwegs. Nach viel Radau mit der Werbetrommel startete Hape Kerkeling am Sonntagabend seinen Sprint durch 5000 Jahre Weltgeschichte - den er in rekordverdächtigen sechs Mal 45 Minuten als Zeitreisender im ZDF, bei der Geschichtssendung »Terra X«, hinlegen wird. Gelobt hatte der Sender im Vorfeld die »enorme Vielseitigkeit von Hape Kerkeling als Moderator und Verkleidungskünstler«. Zum Glanzlicht in der Geschichtsvermittlung sollte Kerkeling werden. Schade, denkt man nach der ersten Folge, das hat nicht geklappt.

Für sein pointiertes Rollenspiel, das ihn zu recht berühmt machte, ist kein Raum gelassen. Kerkeling schlüpft nicht, wie beworben, in die Rollen der historischen Helden. Zwar verkleidet er sich kurz als Pharao, Odysseus, Alexander der Große und als chinesischer Kaiser Qin Shi Huangdi, doch er verkörpert sie nicht. Die Kostümorgien dienen nur als dekoratives Zwischenspiel, um rasante Themensprünge voneinander abzugrenzen. Es sind Sekundenszenen ohne Witz und Eigenwert, das Wandlungstalent wird zum schlichten Verkleidungsspaß.

»Der Sechsteiler soll kein schenkelklopfendes Humorformat sein, so war er nie gemeint«, stellte Terra X auf seiner Webseite klar. Dass Kerkeling den Komödianten in sich im Zaum hält und den neugierig-charmanten Reiseleiter mimt, ist nicht verwerflich. Geschichte muss nicht auf Comedy-Format zurecht gestutzt werden. Beworben wird aber der »augenzwinkernde Humor«, mit dem Kerkeling auf die Geschichte blickt. Doch auch davon ist wenig zu spüren, wenn er im Anzug vor den Pyramiden steht und eine etwas steif inszenierte Moderation in die Kamera spricht.

Wahrscheinlich reicht es dem ZDF schon, wenn Kerkeling die mythischen Sirenen aus der Odyssee als »Lady Gagas der Antike« bezeichnet. Einige Schenkelklopfer haben sich übrigens doch eingeschlichen: Statt musikalischem Guido-Knopp-Drama gibt es Schlager und Evergreens. Augenzwinkernd, versteht sich.

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