Tunesien: Erfolg der Religiösen wahrscheinlich
Ennahdha-Bewegung liegt bei der Auszählung vorn
Tunis (AFP/nd). Bei der ersten freien Wahl in Tunesien seit dem Sturz von Präsident Zine el-Abidine Ben Ali im Januar hat die Beteiligung alle Erwartungen übertroffen. Mehr als 90 Prozent der 4,1 Millionen registrierten Wähler hätten ihre Stimme bei der Wahl einer verfassunggebenden Versammlung abgegeben, sagte Boubaker Bethabet von der Wahlkommission am Sonntagabend. Das Ergebnis soll am heutigen Dienstag verkündet werden.
Ein Führungsmitglied der Partei Ennahda, das anonym bleiben wollte, sagte am Montag in Tunis, man werde mindestens 60 der insgesamt 217 Sitze erzielen. Die Gewählten sollen eine neue Verfassung ausarbeiten und einen neuen Staatschef bestimmen, der dann den Chef einer Übergangsregierung ernennen soll.
Beobachtern zufolge wird Ennahda stärkste Kraft, aber nicht über eine Mehrheit in der Versammlung verfügen. Ihre Kritiker halten Ennahda vor, sie wolle einen fundamentalistischen Weg beschreiten, die Frauenrechte und die Meinungsfreiheit beschneiden. Die Führung von Ennahda jedoch vergleicht sich am liebsten mit der türkischen Regierungspartei AKP. Die tunesischen Zeitungen würdigten ausgiebig die hohe Beteiligung. Dies sei ein »Triumph« für die Demokratie und ein »Beispiel« für den »Arabischen Frühling«.
Vor den Wahllokalen hatten sich am Sonntag lange Schlangen gebildet. 4,1 Millionen eingetragene Wähler und 3,1 Millionen weitere Wahlberechtigte waren landesweit zu der von umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen begleiteten Wahl aufgerufen. Übergangspräsident Foued Mebazaa kündigte in der Zeitung »Al-Sabah« an, sich nach der Wahl endgültig aus der Politik zurückziehen zu wollen. Die jetzige Führung will solange an der Macht bleiben, bis die Versammlung einen neuen Präsidenten ernennt. Dies wird nicht vor dem 9. November erwartet.
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