Grundstücke für einen Euro

Haldensleben in Sachsen-Anhalt will Stadtschrumpfung mit Lockangeboten aufhalten

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Im Kampf gegen den Bevölkerungsschwund gehen manche Gemeinden auch ungewöhnliche Wege. In Haldensleben (Sachsen-Anhalt) werden Grundstücke praktisch verschenkt.

Haldensleben (dpa/nd). Mit erschlossenen Baugrundstücken für nur einen Euro wirbt die Kreisstadt Haldensleben bei Magdeburg um neue Einwohner. Wer eine städtische Baulücke in der Innenstadt schließt, braucht für das Grundstück nur einen Euro zu zahlen, wie Bürgermeister Norbert Eichler (CDU) der Nachrichtenagentur dpa sagte.

»Wie alle Städte leiden wir unter Einwohnerschwund«, beschrieb Eichler die Motivation der Kommune. Zwar wanderten genauso viele Einwohner ab wie neue hinzuzögen. Durch zu wenige Geburten sinke die Zahl der Einwohner aber jedes Jahr um mehr als 100. Derzeit hat die Kommune im Landkreis Börde rund 19 000 Einwohner.

Zur Auswahl hat die Gemeinde derzeit drei Grundstücke, die für einen Euro verkauft werden sollen. Bedingung ist aber, dass die Flächen auch bebaut werden. Vier weitere Objekte sind für diesen Betrag schon verkauft worden - zwei davon an die städtische Wohnungsbaugesellschaft und zwei an private Bauherren.

Bei vier Kindern kostenlos

Auch außerhalb der Innenstadt auf der grünen Wiese vergibt die Stadt günstige Baugrundstücke: Hier soll die jährliche Pacht zwei statt der üblichen fünf Prozent des Wertes betragen. Je nach Anzahl der Kinder reduziert sich die Pacht - bis auf null bei vier Kindern. Die Erschließungskosten habe die Stadt übernommen, sagte Eichler. »Das ist unser Beitrag zur Wirtschaftsförderung.«

Haldensleben zielt mit der Kampagne vor allem auf Pendler. Derzeit führen 3000 Menschen mehr nach Haldensleben zur Arbeit als aus der Stadt heraus. Die Unternehmen suchten bereits nach qualifizierten Arbeitskräften, die Arbeitslosenquote lag zuletzt bei 6,5 Prozent.

Sachsen-Anhalt wird laut einer dieser Tage veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung in den kommenden Jahrzehnten den stärksten Bevölkerungsrückgang aller Bundesländer erleben. Bis 2030 sehen die Forscher die Einwohnerzahl um nahezu 20 Prozent auf 1,9 Millionen Menschen schrumpfen.

Zugleich nehme die Zahl der Hochbetagten um gut die Hälfte zu, heißt es in der Studie. Im Jahr 2030 werde der Anteil der über 80-Jährigen bei 10,1 Prozent der Bevölkerung liegen und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 8,3 Prozent. Jeder zweite Einwohner des Landes werde dann älter als 54,8 Jahre sein.

Besonders stark wird den Prognosen zufolge der Landkreis Mansfeld-Südharz den demografischen Wandel spüren. Hier werde die Hälfte der Bevölkerung bis 2030 älter als 58,8 Jahre sein.

Für ganz Deutschland erwarten die Autoren der Studie einen Bevölkerungsrückgang um 3,7 Prozent. In Sachsen-Anhalt wird er nach ihren Berechnungen allerorten über dem Bundesdurchschnitt liegen. Diese dramatische Entwicklung betreffe ausnahmslos alle Kreise, heißt es in der Studie. Mit minus 6,5 Prozent sei der geringste Rückgang in Magdeburg zu erwarten, der stärkste mit minus 26,3 Prozent im Landkreis Mansfeld-Südharz. Auch im Landkreis Anhalt-Bitterfeld und im Salzlandkreis werde es einen Bevölkerungseinbruch geben. Hier würden 2030 rund ein Viertel weniger Menschen leben als heute.

Veränderte Altersstruktur

Die Veränderungen der Bevölkerungszahlen gehen mit deutlichen Verschiebungen in der Altersstruktur einher. So werden im Jahr 2030 der Studie zufolge etwa 36,3 Prozent weniger Kinder unter drei Jahren in Sachsen-Anhalt leben als heute. Den stärksten Rückgang in dieser Altersklasse erwarten die Forscher mit minus 45,4 Prozent wiederum im Landkreis Mansfeld-Südharz, den geringsten mit 15,9 Prozent in der Landeshauptstadt Magdeburg.

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