Solaranlagen an der Bahnstrecke?

Erprobung kommt nur langsam voran

  • Felix Werdermann
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Idee klingt bestechend: Hässliche Lärmschutzwände neben Bahnstrecken könnten mit Solaranlagen bestückt werden.

In der Nähe von München hat die Firma Phoenix eine Photovoltaikanlage auf einer Lärmschutzwand errichtet. Auch die Deutsche Bahn möchte wissen, ob sie neben den Schienen Sonnenstrom erzeugen kann. Die Linkspartei hat sich deshalb bei der Bundesregierung nach den aktuellen Bauvorhaben erkundigt. Die Antwort zeigt: Derzeit gibt es nur zwei Pilotprojekte - in Duisburg und in Nürnberg. Dort soll untersucht werden, ob die Funktion der Lärmschutzwand beeinträchtigt wird und ob diese das Gewicht der Solaranlage aushält. Laut Bundesregierung wird die Erprobung »voraussichtlich Mitte 2012 abgeschlossen sein«. Beide Projekte werden mit Geldern aus dem Konjunkturpaket II gefördert. Nach Ansicht der Bundesregierung sind die rechtlichen Voraussetzungen vorhanden.

Der Linkspartei geht es zu langsam voran. »Bei grünem Strom muss die Deutsche Bahn deutlich mehr Tempo an den Tag legen«, fordert die Bundestagsabgeordnete Dagmar Enkelmann. Potenziale für Sonnenstrom lasse die Bahn »links liegen«. »Firmen und Kommunen suchen teilweise händeringend nach freien Flächen für Solaranlagen - bei der Bahn liegen diese brach.«

Dort weist man den Vorwurf zurück. »Wir gucken uns Flächen sehr genau an. Wo sie sich eignen, werden auch Photovoltaikanlagen errichtet«, sagt ein Bahnsprecher dem »nd«. Die Lärmschutzwände hätten aber gegenüber Bahnhofsdächern oder anderen Flächen einige Nachteile: So müsse genau kontrolliert werden, ob Module nicht auf die Bahnstrecke fallen können. Außerdem ließen sich Lärmschutzwände nicht einzäunen, weshalb Diebstahl und Vandalismus ein besonderes Problem darstellen. Der Bremsstaub der Züge mindere die Leistung der Solarmodule, Wartungsarbeiten seien sehr aufwendig, weil zu der Zeit keine Züge durchfahren dürften.

Für den Bahnstrommix dürften die Solaranlagen kaum eine Rolle spielen. Weil die Stromproduktion wegen des Wetters schwer vorherzusehen ist, soll der Sonnenstrom nicht für die Züge genutzt werden. Diese fahren nicht besonders klimafreundlich. Fast die Hälfte des Stroms kommt aus Kohlekraftwerken. Erneuerbare Energien tragen bloß rund 20 Prozent bei. Bis 2020 soll dieser Anteil auf 35 Prozent erhöht werden.

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