Bestechende Leistungen

Weltweite Schmiergeldzahlungen gehen nicht zurück

  • Ralf Hutter
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Antikorruptionsorganisation Transparency International veröffentlichte am Mittwoch in Berlin einen neuen »Bestechungszahlerindex«.

»Früher war das kein Thema. Man dachte, Korruption sei gottgegeben.« Edda Müller, Vorsitzende der deutschen Sektion von Transparency International (TI), sieht das Wirken der 1993 »von Leuten aus der Weltbank« gegründeten Antikorruptionsorganisation Früchte tragen. Mit verantwortlich für einen positiven Effekt auf die Korruptionsbekämpfung könnte der so genannte Bestechungszahlerindex sein, den die Organisation gestern zum fünften Mal veröffentlichte.

Unter den Haupterkenntnissen sind jene, dass Korruption in Firmenbeziehungen (die in diesem Bericht erstmals erhoben wurde) nicht weniger üblich ist, als gegenüber staatlichen Stellen, und dass die ausländischen Bestechungsaktivitäten einer Firma »in starker Beziehung« zu dem Ausmaß stehen, in dem Korruption im öffentlichen Dienst des eigenen Landes üblich zu sein scheint. Die Studie fällt insgesamt nicht besser aus als die Version von 2008.

Die Ergebnisse beruhen auf Gesprächen mit über 3000 »Führungskräften von Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern«. Die wurden im vergangenen Frühsommer in insgesamt 30 Ländern dazu befragt, ob sie Geschäftsbeziehungen zu Firmen in 28 ausgewählten Ländern haben, und, falls ja, wie stark sie die Bestechungsaktivitäten dortiger Firmen einschätzen. Auf dieser Grundlage wurde die Rangliste dieser 28 Länder (davon acht europäische) erstellt, die »zusammen 78 Prozent der weltweiten ausländischen Direktinvestitionen und Exporte repräsentieren«, wie TI schreibt. In den Interviews ging es auch um andere Aspekte, die Thema eines Anfang 2012 erscheinenden Berichts sein sollen.

Für den 1. Dezember bereits ist die Neuauflage des »Korruptionswahrnehmungsindex« geplant. Diese Staatenrangfolge beruht auf der Wahrnehmung von »Politikern und Amtsträgern« und »korreliert stark« mit den Einschätzungen der Wirtschaftsleute, gibt TI an.

Diese Übereinstimmung ist wichtig, denn die Ergebnisse beruhen ja nur auf Einschätzungen der Befragten. Auf Nachfragen zum Gehalt dieser Einschätzungen gab TI-Präsidentin Müller zu, dass »sicherlich nicht nur persönliche Erfahrungen« der Befragten in die Antworten eingehen, sondern etwa auch Branchengerüchte - und der Generalverdacht, dass die Konkurrenz besticht, was dazu führe, die Situation schlechter einzuschätzen als sie ist, wie Müller gegenüber »nd« sagte.

Doch insgesamt hatte die ehemalige Landesministerin und Vorsitzende des Verbraucherzentrale Bundesverbands keinen Grund zum Alarmismus. Zwar sind die Studienergebnisse nur mit denen von 2008 direkt vergleichbar. Doch hat in der zweiten Tabellenhälfte zumindest kein Land seinen Wert verschlechtert, und Müller glaubt allgemein, positive Entwicklungen ausmachen zu können - »vielleicht sind wir da aber auch berufsmäßige Optimisten«, schränkte sie umgehend ein.

Eine greifbare Verbesserung sei nun in Deutschland auf dem Weg. Nach einer Rüge der EU-Kommission wird im Bundestag an einem Gesetz zur Optimierung der Geldwäscheprävention gearbeitet.


Zahlen & Fakten

Die im Bestechungszahlerindex gelisteten 28 Länder konnten Werte zwischen 0 (Korruption ist immer nötig) und 10 (keine Korruption) erreichen. Der Durchschnittswert beträgt 7,8. Deutschland liegt mit 8,6 gleichauf mit Japan und nur knapp hinter den Niederlanden, der Schweiz und Belgien. Die niedrigsten Werte haben wieder Russland (6,1) und China (6,5). Auch nach Wirtschaftssektoren wurde ausgewertet. Hier ist der Durchschnittswert 6,6. Am besten schnitten Landwirtschaft und Leichtindustrie ab (jeweils 7,1), mit Abstand am schlechtesten die Baubranche (5,3). nd

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