Toregala mit Theatereinlage
Bei Turbine Potsdams 10:0 gegen Glasgow versöhnt sich Coach Schröder mit Bundestrainerin Neid
Bernd Schröder hatte so richtig Spaß. Während seine Spielerinnen sich bei einer Ehrenrunde für ihre Toregala gegen den Glasgow City Ladies FC feiern ließen, knuddelte der Trainer von Turbine Potsdam einen besonderen Gast im Karl-Liebknecht-Stadion: Bundestrainerin Silvia Neid. Eine Umarmung, ein lustiger Plausch und noch ein Küsschen vor den johlenden Fans auf der Haupttribüne. »Frau Neid hat mir gesagt, sie wird wiederkommen, weil ihr Potsdam und die Stimmung hier gefallen haben. Und weil wir eine einmalige Versöhnungsgeste hingelegt haben«, kommentierte Schröder nach dem 10:0 im Achtelfinalhinspiel der Champions League die theaterreife Einlage, die das zerrüttete Verhältnis zwischen beiden für alle sichtbar glätten sollte.
Schließlich hatte Turbines Coach rund um die Fußball-WM im Sommer wiederholt scharfe Kritik geübt, dass die Bundestrainerin sich nie in Potsdam blicken lässt. »Es war das erste Mal, dass sie in ihrer Amtszeit bei uns war. Aber da legen wir jetzt mal den Mantel des Schweigens drüber. Im Interesse der Nationalmannschaft sind wir jetzt wieder Freunde«, meinte Schröder. Auch Neid, die vor der Partie mit Pfiffen von Turbine-Anhängern begrüßt wurde, spielte den Besuch herunter. »Für mich ist das nichts Außergewöhnliches, das ist alles Schnee von gestern. Wir telefonieren regelmäßig und tauschen uns aus«, sagte die Bundestrainerin, die wie sonst Assistentin Ulrike Ballweg vor allem gekommen war, um die Nationalspielerinnen zu begutachten.
Zu sehen bekam Neid einiges. Vor allem von Bianca Schmidt, die schon nach 79 Sekunden zum 1:0 für Genoveva Anonma auflegte, zwei weitere Tore vorbereitete und selbst einmal traf (25. Minute) sowie von Dreifachtorschützin Anja Mittag (25., 72., 75.), die Neid vor der WM noch aus dem Kader aussortiert hatte. »Uns ist vieles gelungen, was sonst nicht so einfach läuft«, meinte Schmidt und hatte beinahe ein wenig Mitleid für die Schottinnen, die bis auf einige freche Angriffe Mitte der ersten Hälfte kaum etwas entgegen zu setzen hatten: »Nach den zwei schnellen Toren nach der Pause ging es dann etwas dahin.« Anonma (48.), Yuki Nagasato (51., 56.), Chantal de Ridder mit einem schönen Volleytreffer und ein Eigentor von Amy McDonald (81.) besiegelten den bislang höchsten Turbine-Sieg in der Champions League.
»Das haben wir so nicht erwartet. Tempo und Intensität waren viel zu hoch für uns«, klagte Glasgows Trainer Eddi Wolecki, während sein Gegenüber sich mit der Wirkung des Ergebnisses beschäftigte. »Jetzt werden einige wieder sagen: Das ist also Champions League. Aber wir haben intelligente Spielerinnen, die das Resultat nicht überbewerten werden«, sagte Schröder und verwies auf das zweite Achtelfinalspiel mit deutscher Beteiligung: »Paris war auch nicht viel besser als Glasgow, nur Frankfurt hat halt weniger Tore geschossen«, konnte er sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung des ärgsten Ligakonkurrenten (3:0) nicht verkneifen.
Trotz des kaum noch zu verhindernden Viertelfinaleinzugs will Schröder »mit voller Kapelle« zum Rückspiel kommenden Donnerstag in Glasgow antreten: »Allein schon aus Respekt vor dem Gegner.« Vollen Krafteinsatz wird er von seinen Spielerinnen allerdings kaum verlangen. Schließlich steht drei Tage später das Spitzenduell beim 1. FFC Frankfurt an - ein herzliches Wiedersehen mit Frau Neid inklusive.
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