Bombardierte Friedenschancen

SODI hilft Frauen in Laos, die Folgen des Krieges zu überwinden

  • Ilona Schleicher, SODI
  • Lesedauer: 3 Min.
Zum zehnten Mal ruft »nd« gemeinsam mit SODI, INKOTA und Weltfriedensdienst zur Weihnachtsspendenaktion auf. Unter dem Motto »Lebensträume fördern« sollen auch die Menschen in Laos unterstützt werden.
Dorfversammlung in Khouan Chanh in Laos
Dorfversammlung in Khouan Chanh in Laos

Am 25. November wenden sich weltweit, auch in Laos, Menschen gegen Gewalt an Frauen. Die Frauen im Dorf Khouan Chanh haben am eigenen Leib erfahren, dass Krieg die brutalste Gewalt gegen sie und ihre Kinder hervorbringt. Der Solidaritätsdienst-international e.V. (SODI) hilft ihnen dabei, die Langzeitfolgen eines Krieges zu überwinden, der ihr Land bis 1973 verwüstete.

»Amerikanische Flugzeuge zerstörten 1964 unser Dorf, 63 Häuser und die Schule. Auch danach kamen die Bomber immer wieder«, erinnerte Dorfvorsteher Boun Phon die Bewohner auf einer Versammlung zur Vorbereitung der Aktion mit SODI. Endlich sollte ihr Land von explosiven, tödlichen Hinterlassenschaften des Krieges geräumt und eine neue Schule gebaut werden. Die Frauen beteiligten sich lebhaft an der Diskussion darüber, wie das am besten zu bewerkstelligen ist. Aber ihren Gesichtern war anzusehen, dass auch die Vergangenheit plötzlich wieder präsent war.

Die Frauen wissen sicher nicht, ging es mir dabei durch den Kopf, dass sich bereits 1961 die Tür für eine friedliche Entwicklung ihres durch inneren Zwist und internationalen Machtpoker geplagten Landes eine Hand breit geöffnet hatte. Das geschichtsträchtige Jahr 1961 brachte nicht nur die Ermordung von Patrice Lumumba in Kongo, die Invasion in der kubanischen Schweinebucht und den Bau der Berliner Mauer. Es hätte mit dem Bekenntnis der Sowjetunion und der USA zur Neutralität von Laos auch den Beginn eines tragfähigen Friedens in diesem Land markieren können. So jedenfalls hatten es Chruschtschow und Kennedy bei ihrem Treffen im Juni 1961 in Wien verabredet - ein im Kalten Krieg wohl einmaliger Vorgang. 1962 besiegelten 14 Staaten mit dem Genfer Abkommen die Neutralität von Laos. Im gleichen Jahr bildeten »Neutralisten« um den Prinzen Souvanna Phouma, die Befreiungsfront Pathet Lao, deren Repräsentant der »rote Prinz« Souphanouvong war, sowie die Gruppierung rechtsgerichteter Royalisten des Prinzen Boun Oum eine Koalitionsregierung. Sie scheiterte bald, wie schon die erste Regierung der nationalen Einheit von 1957. Statt Frieden und Aussöhnung zu erleben, mussten die Menschen in Khouan Chanh den so genannten »geheimen Krieg« der USA erleiden. Die unmittelbare Nähe ihres Dorfes zum Ho-Chi-Minh-Pfad der vietnamesischen Befreiungsarmee machte sie zu einem bevorzugten Ziel eines nie erklärten Krieges.

Nach der Versammlung führten mich Bounson Vorasan von der Laotischen Frauenunion und der Dorfvorsteher zum Ort des Geschehens. Er ist noch heute von Bombenkratern übersät. »Am Tag vor der Zerstörung des Dorfes«, erzählte der Dorfvorsteher, »haben die Piloten die Wasserbüffel der Bauern abgeschossen. Am nächsten Tag kamen sie wieder. Sie wussten, dass die in eine Höhle der nahen Karstberge geflüchteten Dorfbewohner zurückkehren würden, um sich mit dem Fleisch ihrer toten Tiere zu versorgen. Dabei haben sie Bomben auf die Menschen abgeworfen. Einige rannten zurück zur Höhle und konnten sich retten. Für viele war der Weg dorthin zu weit. Sie suchten in der Schule Schutz. Aber die wurde gezielt bombardiert: 42 Menschen starben, elf wurden verwundet. Vor allem Frauen und Kinder hat es getroffen.«

Auch heute werden Waffen in Regionen geliefert, in denen Menschen nach friedlichen Konfliktlösungen suchen. Und westliche Politiker begründen den Einsatz ihrer Hightech-Bomber damit, Gewalt verhindern zu wollen. Die Frauen in Laos haben das Gegenteil erlebt und wünschen das keinem Menschen auf der Welt.

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