Klimawandel bedroht Biodiversität
Wanderung endemischer Arten modelliert
Regenwälder und manche isolierte Gebiete sind biologische Hotspots, die sich durch eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten auszeichnen. Über lange Zeiträume ist das Klima dort stabil gewesen und erlaubte es seinen Bewohnern, sich an diese speziellen Bedingungen anzupassen. Was lange eine gute Strategie war, erweist sich in Perioden schneller Klimaänderungen als Nachteil, der zum Aussterben dieser Arten führen kann. Diesen Zusammenhang näher zu untersuchen war das Anliegen einer Forschergruppe der Universität Aarhus unter Leitung von Jens-Christian Svenning.
Ausgangspunkt der Untersuchung war das Klima auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor etwa 21 000 Jahren. Darauf aufbauend erstellten sie eine Weltkarte, die die Geschwindigkeit der Klimaänderungen zeigt und deren Auswirkungen auf die Biodiversität. Dazu teilten sie die Welt in ein Netz gleichgroßer Messflächen ein, die die Verbreitung bestimmter Arten zeigen. Am schnellsten veränderte sich die Situation im nordöstlichen Nordamerika sowie im nördlichen und zentralen Eurasien. Die Veränderungsgeschwindigkeit war am geringsten in einem breiten Gürtel rund um den Äquator. Dort findet sich zugleich der höchste Anteil an endemischen Arten, d. h. Arten, die es nur in einem abgegrenzten Gebiet gibt. Liegen diese Gebiete auch noch an Gebirgszügen oder auf Inseln, dann ist die Vielfalt endemischer Arten am höchsten.
Ein Beispiel ist der Yasuni-Nationalpark in Ekuador, der ein wahres »Dorado« hoch angepasster Arten ist. Das aber macht sie verletzlich, denn ihre Arten haben eine geringe Ausbreitungsgeschwindigkeit und sind es nicht gewohnt, in andere Gebiete auszuweichen, falls die Bedingungen am eigenen Standort schlechter werden. Barrieren für ihre Ausbreitung können vielgestaltig sein: hohe Gebirgszüge, ungeeignete Böden (bei Pflanzen) oder das Fehlen von Beutetieren. Svennings Gruppe berechnete, dass Amphibien und nicht flugfähige Säugetiere die geringste Wanderungsgeschwindigkeit und damit die geringsten Überlebenschancen haben, während sie für Vögel und Fledermäuse am höchsten ist.
Im Verlaufe der letzten Eiszeit starben in Europa Tier- und Pflanzenarten aus, die sich nicht schnell genug dem kälter werdenden Klima anpassen konnten. Die in Ost-West-Richtung verlaufenden Gebirge bildeten für manche eine unüberwindliche Barriere. Pflanzen wie die Magnolie oder einige Eichenarten verschwanden nördlich dieser Gebirge. Mit der Neubesiedlung des Kontinents bei der Erwärmung drangen neue Arten vor. Entsprechend artenarm sind Fauna und Flora des nördlichen Eurasiens heute. Der Blick zurück zeigt, dass infolge der vom Menschen ausgelösten Erwärmung im Äquatorgürtel ähnliche Entwicklungen zu erwarten sind.
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