Einigung über Fiat-Werk in Sizilien

Erster Erfolg der neuen italienischen Regierung

  • Wolf H. Wagner, Florenz
  • Lesedauer: 2 Min.
Der seit Monaten schwelende Streit über die Schließung eines Werks in Sizilien ist mit einer gütlichen Einigung beigelegt worden.

Sergio Marchionne, eigentlich unnachgiebiger Chef des italienischen Autokonzerns Fiat, hat sich der Mediation des neuen Ministers für wirtschaftliche Entwicklung, Corrado Passera, gebeugt. Der vormalige Chef der Banca Intesa Sanpaolo erreichte damit den ersten Erfolg für die neue Regierung in Rom.

Für die 640 Mitarbeiter des Fiat-Standortes Termini Imerese (Palermo) mit Vollzeitstellen bedeutet der Verhandlungsabschluss, dass sie einigermaßen sorgenfrei in Pension gehen können. Fiat wird für Abfindungen eine Summe von 21,5 Millionen Euro bereitstellen. Diese beinhaltet Tranchen von 460 Euro je Monat über vier Arbeitsjahre. Die Mitarbeiter erhalten je nach Betriebszugehörigkeit eine Abfindung von 4445 Euro im ersten Jahr und 5921 Euro für jedes Folgejahr. Insgesamt erhält ein Fiat-Mitarbeiter, dem vier Abfindungsjahre anerkannt werden, vom Werk ein Übergangsgeld in die Pension von 22 850 Euro zuzüglich einer Prämie von 650 Euro für die Einverständniserklärung.

Die Zukunft der etwas mehr als 800 aktuell in Teilzeit Beschäftigten ist indes noch ungeklärt. Sie sollen vom aufstrebenden Autohersteller Dr Motor S.p.A. übernommen werden. Die Übernahmekonditionen werden derzeit in Turin ausgehandelt.

Alle im Fiat-Werk vertretenden Gewerkschaften würdigten den geschlossenen Vertrag als Erfolg für die Mitarbeiter. Auch die linksorientierte CGIL, die bei den übrigen Standortverträgen von Marchionne einfach ausgeschlossen wurde, stimmte zu.

Ursprünglich wollte Fiat den sizilianischen Standort einfach schließen. Marchionne hatte sich Anfang des Jahres aus allen nationalen Tarifverträgen verabschiedet und auch dem Arbeitgeberverband Confindustria den Rücken gekehrt. Nach Ansicht des Italo-Kanadiers arbeiteten die italienischen Betriebsteile nicht effektiv genug. Marchionne, der seit der Übernahme von Chrysler seine Aktivitäten mehr auf den nordamerikanischen Kontinent verlegt, erwog sogar, die italienischen Standorte auszulagern sowie in Europa in Rumänien, Slowenien und Polen produzieren zu lassen.

Ein vollständiges »Aus« für Termini Imerese hätte weitergehende Folgen für die Region als die Arbeitslosigkeit der 1500 Fiat-Beschäftigten gehabt. Gewerkschaften und Regionalpolitiker hatten daher von Rom Maßnahmen gegen die drohende Werksschließung gefordert. Doch von den damals zuständigen Ministern kamen kaum mehr als laue Versprechungen.

Die jetzige Entscheidung kann die neue Regierung unter Mario Monti als ersten Erfolg für sich verbuchen. Sollten die Verhandlungen zwischen Fiat und Dr Motor ebenfalls von Erfolg gekrönt sein, könnten zudem die Arbeitsplätze von 800 Autobauern in der Region gesichert und ein sozialer Spannungsherd auf Sizilien entschärft werden.

Selbst Fiat zeigte sich mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden: Die monatelangen Streitigkeiten, zuletzt in der Besetzung eines Lancia-Werkes gipfelnd, sind friedlich beendet worden. Und Fiat verkündet stolz, man habe nur 70 Prozent der Gewerkschaftsforderungen erfüllen müssen.

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