Professor schlägt Professorin

Opposition fragte Bundesregierung nach Frauen in der Forschung

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 3 Min.
Mit der Geschlechtergerechtigkeit ist es in der deutschen Forschungslandschaft nicht weit her - jedenfalls in den oberen Etagen. Die Fakten dazu kann man der Antwort der Bundesregierung auf eine große Anfrage aller drei Oppositionssfraktionen im Bundestag entnehmen. Sie wurde gestern in Berlin vorgestellt.

Die Frauen sind da: Sie haben gute Abiturnoten, sie studieren, sie promovieren - und irgendwann danach gehen sie einer Karriere in der Forschung verloren. Das Problem beobachten Abgeordnete der LINKEN, der SPD und der Grünen schon länger. Deshalb entschlossen sie sich gemeinsam, in einer großen Anfrage die Datenlage und die politischen Absichten der Bundesregierung zum Thema zu klären. Die Antwort, so die Vertreterinnen der drei Bundestagsfraktionen einhellig, war enttäuschend, die darin genannten Zahlen seien alarmierend.

Nach Angaben von 2009 sind unter den erfolgreichen Bachelors knapp 52 Prozent Frauen. Bei den Promotionen liegt ihr Anteil bei 44 Prozent. Professorinnen landen jedoch weit abgeschlagen hinter den Professoren. Nur 18 Prozent sind weiblich, in den Spitzenpositionen sogar nur noch 13,6 Prozent. Noch schlechter sieht es in den Leitungen der Hochschulen aus. Lediglich elf Prozent der Präsidenten und Rektoren sind Frauen. Eine Geschlechterparität würde erst gegen Ende des Jahrhunderts erreicht, wenn der Fortschritt sich weiter so dahinschleppte wie zur Zeit. Zur Benachteiligung der Frauen in der Forschung zähle auch, dass sie hier sogar mehr als in anderen Bereichen in Teilzeit, auf geteilten Stellen oder sogar mit Verträgen, die auf weniger als ein Jahr befristet sind, arbeiten.

Enttäuscht sind die Fragenden insbesondere von der passiven Haltung der Bundesregierung zu der Frage. Petra Sitte von der Bundestagsfraktion der LINKEN verweist darauf, dass es aktuell nur ein Professorinnenprogramm gebe, das zudem zeitlich befristet sei. Einflussmöglichkeiten auf die Forschung gebe es aber durchaus. Sitte nannte als Beispiel entsprechende Auflagen, mit denen man die Vergabe von Fördergeldern verknüpfen könnte.

Eine weitere Möglichkeit bestehe darin, bei neuen Forschungsstellen, deren Schaffung mit Bundesgeldern unterstützt werde, von Anfang an eine paritätische Besetzung festzuschreiben. Nach Auffassung von Krista Sager von der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen sei das Kaskadenmodell, wonach sich die Frauenquoten in den Führungsebenen nach denen in den Ebenen darunter richten müssten, allgemein akzeptiert. Nun müssten die universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen nur noch dazu gebracht werden, sich hier selbst zu verpflichten. Den Oppositionsparteien wäre es am liebsten, dabei sowohl positive Anreize als auch Sanktionen ins Spiel zu bringen. Das sei insofern sinnvoll, da sich die Hochschulrektorenkonferenz und auch der Wissenschaftsrat zumindest offen für die Thematik gezeigt haben.

Die Dringlichkeit, auch Frauen in die obersten Leitungsebenen einzubeziehen, ergibt sich nach Ansicht der Frauenpolitikerinnen aus mehreren Gründen. Zum einen werden bis 2019 fast 12 000 Professoren in den Ruhestand gehen - und damit würde sich die Möglichkeit eröffnen, die verhärteten Strukturen in diesem wichtigen Bereich endlich aufzubrechen. Hinzu kommt der hohe Wertschöpfungsverlust, der eintritt, wenn Frauen nicht angemessen an allen Arbeitsebenen beteiligt werden. In der Forschung würde er bis 2015 bei 70 Milliarden Euro liegen.

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