Energieland ist überall

Ein Film durchkreuzt die Greenwashing-Strategie des Vattenfall-Konzerns

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.
Für viele Brandenburger ist es eine frohe Botschaft. Der Energieversorger Vattenfall begräbt seine Pläne für die unterirdische CO2-Speicherung (CCS) in dem Bundesland. Eine Pilotanlage in Jänschwalde wird nicht gebaut. Der Auseinandersetzung um CCS widmet sich der erstmals auf der DOK Leipzig gezeigte Film »Energieland«.

Über ein Jahr lang hat die Filmemacherin Johanna Ickert und ihr Team Vattenfall-Mitarbeiter, Politiker und Aktivisten der Protestbewegung begleitet. Treffen der Bürgerinitiativen und die Organisierung von Demonstrationen wechseln im Film mit Mitarbeiterkonferenzen, Informationsveranstaltungen, Medienstammtischen und PR-Kampagnen von Vattenfall für die CO2-Speichertechnik. Es sind die alltäglichen Auseinandersetzungen, die Ickert in den Mittelpunkt ihres Films stellt.

Für die Regiestudentin der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf« geht es dabei um die zentrale Frage, welchen Stellenwert Demokratie und Bürgerbeteiligung bei der Gestaltung der Energiewende haben. Dabei thematisiert sie erfreulicherweise auch die Produktionsbedingungen des Films. Der Anstoß kam ironischerweise vom Vattenfall-Konzern. Er trat an die Hochschule »Konrad Wolf« mit der Anfrage heran, ob die Studierenden Interesse an der Produktion eines Imagefilms zur Problematik der C02-Speicherung hätten. Für Ickert, die Vattenfall und der C02-Speicherung kritisch gegenübersteht, war dieser Vorstoß eine besondere Herausforderung.

»Mich interessierte der Kooperationsvorschlag Vattenfalls insbesondere im Hinblick auf die Greenwashing-Strategien dieses Konzerns in Zeiten eines berechtigterweise erhöhten Image- und Glaubwürdigkeitsproblems«, erklärt die Filmemacherin gegenüber »nd«. Sie unterbreitete dem Konzern einen Vorschlag, auf dessen Grundlage der Film schließlich produziert wurde. Grundvoraussetzung für das Filmprojekt sei gewesen, dass es keinerlei Form der Zensur oder der Vorabnahme gibt. Nur auf dieser Basis sei es für das Filmteam möglich gewesen, mit den Kritikern von Vattenfall in Kontakt zu treten. Umgekehrt hätte die Crew aber auch keine Vertrauensbasis mit den Vattenfall-Mitarbeitern herstellen können, wenn es die Vereinbarung mit dem Unternehmen nicht gegeben hätte.

Auch wenn in Brandenburg die CO2-Speicherung vorerst beerdigt scheint, bleibt der Film aktuell. Mittlerweile gibt es Bemühungen, die hier nicht durchsetzbare Technologie in Länder des globalen Südens zu exportieren. Wenn im Film aus dem Off das Quietschen der Kohlebagger von Jänschwalde mit Bildern des nachts taghell erleuchteten Berlin zu hören ist, sollte mitbedacht werden, dass demnächst in der Sahara und anderswo für die Energie der Ersten Welt gesorgt wird. Vielleicht gibt es Gelegenheit, darüber zu diskutieren, wenn der Film auf Brandenburg-Tour geht. Start ist am heutigen Montag im Filmmuseum Potsdam.

Energieland, Regie: Johanna Ickert, Deutschland 2011, 78 Minuten

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