Bayern hat die Ruhe weg
2:1 in Stuttgart - die Herbstmeisterschaft ist den wieder erstarkten Münchnern nicht mehr zu nehmen
Wenn Uli Hoeneß auf markige Worte verzichtet, ist das auch ein Statement. Und so ließ der knappe Kommentar des Präsidenten nach dem 2:1-Erfolg beim VfB Stuttgart am Sonntagabend auch ohne großen Überschwang tief in die Gemütslage beim deutschen Fußball-Rekordmeister blicken: »Wir sind Herbstmeister. Was soll ich dazu noch sagen«, blieb Hoeneß angesichts von drei Punkten und zehn Toren Vorsprung vor dem Abschluss der Hinrunde gelassen.
Etwas mehr gibt es zum ersten Halbzeit-Spitzenplatz der Münchner seit vier Jahren natürlich schon zu sagen. Denn seit dem Millionenspiel in der Champions-League-Qualifikation Mitte August gegen den FC Zürich, das die Bayern trotz lustloser Vorstellung 2:0 gewannen, ist es verdächtig ruhig um Hoeneß. Polterte der Präsident damals zu Saisonbeginn noch über die Lustlosigkeit seiner Profis, stänkert er mittlerweile nur noch in Richtung Gegner oder Medien.
Nicht einmal die kurze Schwächephase nach der Verletzung von Spielgestalter Bastian Schweinsteiger konnte den Wohlfühl-Hoeneß ins Wanken bringen. »Der Rest des Kaders muss das auffangen können«, forderte er, und nach zwei Liganiederlagen gegen Dortmund (0:1) und in Mainz (2:3) gelang der Mannschaft das auch. Es ist die Qualität der Bayern in dieser Saison, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen - nicht durch Ausfälle, nicht durch Diskussionen, ob man den wiedergenesenen Flügelflitzer Arjen Robben nun braucht oder nicht, und auch nicht durch eher mäßige Auftritte wie am Sonntag beim VfB.
Vor etwas mehr als einem Jahr wäre Bayerns Torjäger Mario Gomez noch an sich verzweifelt, wenn er wie in Stuttgart nach fünf Minuten vor dem leeren Tor am Ball vorbei gestolpert wäre. Nun lächelte er drüber und sorgte nach Christian Gentners Führung (7. Minute) mit seinen Saisontreffern 14 und 15 (13./57.) für den ersten Saisonsieg nach einem Rückstand. Das Selbstvertrauen der Münchner ist zurück, und verantwortlich dafür ist Trainer Jupp Heynckes. Anders als seinem bisweilen eigenwilligen Vorgänger Louis van Gaal gelingt es dem 66-Jährigen, die Harmonie im Starensemble hoch zu halten.
»Wir haben die Qualität, Meister zu werden«, meinte Gomez nach dem elften Saisonsieg. Auch wenn die Statistik, die zwei Drittel aller Herbstmeister auch am Ende vorne sieht, für die Bayern spricht - mit großspurigen Worten hält man sich zurück. »Letzte Woche waren wir noch Dritter und die Deppen. So schnell kann sich das drehen«, schob Gomez nach.
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