HIV-Infektion ist kein Kündigungsgrund

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Viele Menschen mit HIV legen ihre Infektion nicht offen, schon gar nicht am Arbeitsplatz. Sie fürchten Diskriminierung, Mobbing, den »Karriereknick« oder sogar eine Kündigung.

»Die Mehrzahl der Menschen mit HIV in Deutschland arbeitet: Im Jahr 2010 standen rund zwei Drittel der 70 000 HIV-Positiven in einem Beschäftigungsverhältnis«, sagte Sandra Gödicke von der AIDS-Hilfe Leipzig. Bei erfolgreicher HIV-Therapie sind infizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchschnittlich ebenso leistungsfähig wie ihre Kolleginnen und Kollegen, wie die Studie »Working with HIV« des National Aids Trust (NAT) zeigt. »Deswegen darf eine HIV-Infektion kein Kündigungsgrund sein.«

Die Praxis liefert allerdings gegenteilige Beispiele: So verlor der Leipziger Thomas, Botschafter der Kampagne zum Welt-Aids-Tag 2011, kurz nach der HIV-Diagnose seinen Arbeitsplatz als Maler und Lackierer. Seit der Kündigung ist er krank geschrieben und kann nicht in seinen alten Job zurück.

Der 38-Jährige fühlt sich trotz körperlicher Einschränkungen stark genug, eine Umschulung oder neue Ausbildung zu machen und wünscht sich eine Perspektive im Medienbereich. »Ich will auch mit der HIV-Infektion beruflich etwas leisten - so wie jeder andere Mensch auch. Deshalb sollten alle wissen, dass eine HIV-Infektion kein Hindernis für einen erfolgreichen Berufsweg sein muss.«

Thomas John weiß: »Eine HIV-Infektion provoziert immer auch andere Themen wie Schuld, Sex, Tod und Krankheit. Damit sollten sich aber nicht nur Betroffene, sondern jede und jeder in Deutschland auseinandersetzen. Nur so können wir es gemeinsam schaffen, ein gesellschaftliches Klima größerer Toleranz und Offenheit herzustellen, in dem auch Menschen mit HIV respektvoll behandelt werden.«

Die in Europa einzigartige nationale Kampagne »Positiv zusammen leben. Aber sicher!« wurde vom Bundesministerium für Gesundheit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Deutschen AIDS-Hilfe und der Deutschen AIDS-Stiftung durchgeführt.

Die vier Themenschwerpunkte »HIV und Arbeit«, »HIV und Freundschaft«, »HIV und Familie« sowie »HIV und Einschränkungen« bildeten die Grundlage für die diesjährigen vier Plakatmotive. Auf 25 000 Plakaten, in Flyern und auf Postkarten warben die Botschafterinnen und Botschafter für Akzeptanz und gegen Stigmatisierung und Diskriminierung. Die war bis zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember präsent und soll dem Vernehmen nach aber bei weiteren Veranstaltungen zum Thema HIV und Aids fortgesetzt werden.

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