Geerkens an Kredit beteiligt
Rückhalt für Wulff schwindet
Welche Rolle spielt der Unternehmer Geerkens in der Affäre um das Darlehen an den Bundespräsidenten? Nun äußerte sich Wulffs Anwalt dazu.
Christian Wulff bleibt wegen seines Hauskredites und enger Kontakte zu spendablen Unternehmern in den Schlagzeilen. Jetzt wird sogar der Vergleich zu Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gezogen. Man erinnert sich: Der Ex-Verteidigungsminister musste wegen einer gefälschten Doktorarbeit den Hut nehmen. Dabei kam die Wahrheit nur scheibchenweise ans Licht. Diese Salamitaktik wirft der SPD-Innenpolitiker Sebastian Edathy nun dem Staatsoberhaupt vor. Er gebe immer nur das zu, was man ihm nachweisen könne, sagte Edathy im »Deutschlandfunk«. »Erst wird dementiert, dann wird behauptet, es gebe Missverständnisse, dann wird eine Teilentschuldigung vorgenommen«, so der SPD-Mann weiter. Ob Wulff am Ende einen ähnlich spektakulären Abgang wie Guttenberg hinlegt, wagte Edathy nicht zu prognostizieren.
Unterdessen hat Wulffs Anwalt Gernot Lehr gegenüber der »Welt« eingeräumt, dass der Geschäftsmann Egon Geerkens an der Vergabe des 500 000-Euro-Darlehens an den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten beteiligt war. Das Darlehen sei aber von Geerkens' Frau Edith gewährt worden. Mit Spannung wird nun erwartet, ob Wulff in seiner Weihnachtsansprache auf den Trubel um seine Person eingeht. Die Ansprache sollte gestern im Schloss Bellevue aufgezeichnet werden.
Den Rücktritt Wulffs, der in den vergangenen Tagen vereinzelt gefordert wurde, lehnen nach einer Forsa-Umfrage 79 Prozent der Deutschen ab. Nur 13 Prozent meinen, Wulff sollte das Handtuch werfen. Doch der Rückenhalt schwindet: Nach der Umfrage sagten 31 Prozent der Bundesbürger, Wulff habe für sie an Ansehen eingebüßt. Auch strafrechtlich könnte der Kredit Folgen haben. Bis gestern seien bei der Staatsanwaltschaft in Hannover neun Anzeigen eingegangen, so ein Sprecher.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.