Neue alte Hoffnung in Finnland

Bergbau wird wieder attraktiv

  • Andreas Knudsen
  • Lesedauer: 2 Min.
Trotz langer Tradition stand Finnlands Bergbau vor Kurzem vor dem Aus. Dank steigender Rohstoffpreise wird jetzt wieder investiert.

Bergbau wird in Finnland seit dem 16. Jahrhundert betrieben, Erze sowie Eisen, Kupfer, Nickel und Blei wurden jahrhundertelang ausgebeutet. Ende des 20. Jahrhunderts schienen die letzten Bergwerke als Folge des Preisdrucks vor dem Aus, andere Länder förderten einfach billiger. Was blieb, war die jährliche Weltmeisterschaft im Goldwaschen. Doch der steigende Bedarf insbesondere in China, Indien und Brasilien hat die Rohstoffpreise in die Höhe getrieben und die teure Suche in arktischen und subarktischen Gebieten wieder interessant gemacht.

Aktuell hat die hoch technisierte finnische Bergbauindustrie lediglich etwa 2000 Beschäftigte, doch zwei Bergwerke stehen kurz vor der Öffnung, und zahlreiche laufende geologische Untersuchungen lassen erwarten, dass die Anzahl der Beschäftigten bis 2015 auf etwa 5000 ansteigen wird. Darüber hinaus wird damit gerechnet, dass ein Arbeitsplatz in einem Bergwerk im Schnitt 3,5 Arbeitsplätze im Umfeld nach sich zieht. Olavi Paatsola, Vorsitzender des Branchenverbandes, spricht bereits vom bevorstehenden neuen goldenen Zeitalter des finnischen Bergbaus. Der Umsatz stieg von 480 Millionen Euro 2009 auf rund 800 Millionen im Vorjahr. Und 2011 dürfte die Eine-Milliarde-Marke überschritten worden sein.

Die geologisch interessanten Untersuchungsgebiete befinden sich in den bevölkerungs- und strukturschwachen Gebieten in Nord- und Ostfinnland. Gegenwärtig sind etwa 60 Untersuchungen im Gang, um Vorkommen an Eisen, Chrom, Nickel, Zink, Gold, Titanium, Blei, Kobalt und Silber detaillierter zu erkunden und die Wirtschaftlichkeit ihrer Ausbeutung einzuschätzen.

Aufgrund der geologischen Verhältnisse werden zudem Seltene Erden vermutet, die wegen ihrer Knappheit stark nachgefragt sind. Die EU hat ihre Erkundung und Förderung zu einem ihrer strategischen Ziele erklärt. Regierung und Bevölkerung Finnlands stehen dem Ausbau positiv gegenüber. Ob dies auch zutreffen wird, falls die geologisch bereits bewiesenen Vorkommen an Uran abgebaut werden sollten, lässt sich nicht voraussagen. Anlagen zur Uranverarbeitung gibt es in den Nachbarländern Schweden und Russland.

Im Frühjahr 2011 starteten die Regierung und die staatliche Agentur für Technologie und Innovation ein Förderprogramm, um einen »grünen Bergbau« zu entwickeln, in dem Finnland weltweit die führende Position einnehmen soll. Elemente sind die Entwicklung material- und energiesparender Technologie bei der Gewinnung und Aufbereitung von Erzen sowie die Anlage von Bergwerken mit minimiertem Einfluss auf die Umwelt und ihre nähere Umgebung. Bereits heute hat die finnische Industrie große Erfahrungen auf diesem Gebiet und soll mit diesem Programm die Unterstützung bekommen, ihre Führungspositionen auf ausgewählten Gebieten weiter auszubauen. Das Programm sieht Förderhilfen von insgesamt 60 Millionen Euro vor.

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