Zeit der Gutachter
700 Eingaben zu Shoppingprojekt in Mainz
Auch im neuen Jahr sorgen die Pläne für ein riesiges Shoppingzentrum in der Mainzer Innenstadt für Aufregung. Bis zum Jahreswechsel waren in den zuständigen Behörden rund 700 Eingaben mit Änderungs- und Verbesserungsvorschlägen eingegangen. Die Eingaben würden jetzt analysiert und wenn möglich beim Baurecht umgesetzt, so die städtische Baudezernentin Marianne Grosse (SPD). Besuche bei Einkaufszentren in Münster und Maastricht, in Saarbrücken und Duisburg hätten ihr gezeigt, dass diese Projekte nicht ohne Weiteres auf die Mainzer Verhältnisse übertragen werden könnten, aber einen großen Gewinn für die Städte gebracht hätten.
Die Planung des Projektentwicklers ECE mit einer Verkaufsfläche von 30 000 Quadratmetern hält Grosse für zu groß. Am 7. März werde ein zweites Gutachten »zur Verträglichkeit und zur städtebaulichen Einbindung« präsentiert. Dann werde man sehen, welche Ausmaße für die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt überhaupt in Frage kämen. Bürgerinitiativen fordern, dass die »allgemeinen Ziele der Planung bereits jetzt formuliert werden. Die Bedenken zahlreicher Mainzer Bürger sind groß, dass das Einkaufszentrum zu überdimensioniert ausfallen und damit das Stadtbild vor allem im Altstadtbereich grundlegend verändern könnte.
Die katholische Kirche, im Besitz einer Reihe von Grundstücken und Gebäuden in der Mainzer Altstadt, hat ebenfalls Bedenken geltend gemacht. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hatte schon frühzeitig vor einem »übermächtigen Klotz, der alles überragt und sich noch zu einem gigantischen Konsumtempel aufspreizt«, gewarnt. Es gehe auch, so der Kardinal, um die Grenzen der Kommerzialisierung.
Das Projekt wird mit 250 Millionen Euro Investitionsvolumen die größte Ansiedlung in der Mainzer Innenstadt in den nächsten Jahren sein. Innerhalb von sechs Monaten gab es vier Foren, in denen Bedenken, aber auch Anregungen eingebracht worden sind. Die Ortsvorsteherin der Altstadt, Ulla Brede-Hoffmann (SPD), spricht von der Sorge bei den Bürgern, dass gewachsene Altstadtstrukturen durch das Großprojekt zerstört werden könnten und die Stadt ihr Gesicht verliert.
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