- Politik
- Moskau
Putin ruft zum Dialog auf
Medwedjew legt Gesetz zu Gouverneurswahlen vor
Moskau (dpa/nd). Der russische Regierungschef Wladimir Putin hat seine Landsleute nach den Massenprotesten von Kremlgegnern nun mit Blick auf die Präsidentenwahl am 4. März zum Dialog aufgerufen. »Wir brauchen einen breiten Dialog über die Zukunft, über die nationale Entwicklung und die nationalen Perspektiven«, schrieb Putin in einem Artikel auf der Internetseite www.putin2012.ru, der auch in der »Iswestija« veröffentlich wurde. Darin wirbt der 59-Jährige für schrittweise Veränderungen statt revolutionären Umsturzes in Russland. »Die sich in der russischen Geschichte ständig wiederholenden Probleme, das ist das Streben eines Teils der Elite nach einem Ruck, nach einer Revolution anstatt einer folgerichtigen Entwicklung. Dabei zeigt nicht nur die russische Erfahrung, sondern die der gesamten Welt die Schädlichkeit historischer Umbrüche«, schrieb Putin.
In dem Beitrag forderte der Regierungschef seine Landsleute auch auf, mehr Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und sich nicht nur auf die Beamtenschaft und den Staat bei der Lösung von Problemen zu verlassen. Putin versprach allerdings im Fall eines Wahlsieges, bis 2020 die Armut in Russland zu besiegen. Bis Ende dieses Jahrzehnts solle kein Russe mehr unter der Armutsgrenze leben.
Zuletzt hatten nicht nur Oppositionelle, sondern auch Teile des Mittelstands und der Intelligenz sowie die Kirche Putin aufgefordert, auf die Forderungen der jüngsten Protestdemonstrationen nach einem Wandel einzugehen.
Präsident Dmitri Medwedjew hat am Montag wie angekündigt ein Gesetz zur Wiedereinführung der Gouverneurswahl vorgelegt. Die von der Opposition mehrfach geforderte Novelle sieht vor, dass künftig wieder die Bevölkerung über den jeweiligen Gebietsgouverneur entscheidet. Die Parteien sollen sich bei der Auswahl ihrer Kandidaten allerdings künftig mit dem Präsidenten abstimmen. Putin hatte die Wahl 2004 abgeschafft, um die Gouverneure faktisch selbst ernennen zu können und den »Postenkauf« durch regionale Strukturen zu verhindern.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.