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Es zahlen: die Beschäftigten
Die zumeist weiblichen Beschäftigten der Drogeriemarktkette Schlecker schauen in eine unsichere Zukunft. Schlecker hat am 23. Januar einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Wie es weiter geht, ist offen. Klar ist aber: Alle Kraft muss dem Erhalt der Arbeitsplätze gelten. Und es muss Schluss sein mit einer Strangulierung des Konsums und einem zügellosen Wettbewerb auf Kosten der Verkäuferinnen. Die Masseneinkommen müssen steigen, die Politik in den Wettbewerb beim Einzelhandel lenkend eingreifen.
Jahrelang hat das nach seinem Gründer Anton Schlecker benannte Unternehmen seine Beschäftigten drangsaliert, bespitzelt und versucht, ihre Löhne zu drücken. Sie dürfen nun nicht auch noch die Zeche für eine gescheiterte Unternehmenspolitik zahlen. Nicht Anton Schlecker sondern Tausende von Verkäuferinnen und Verkäufern haben Schlecker aufgebaut und ein großes Vermögen geschaffen. Die Beschäftigten haben deshalb ein Recht mitzubestimmen, wie es mit dem Unternehmen weitergehen soll.
Wichtig dabei: Die Schieflage des Unternehmens Schlecker ist ein Ausdruck der schwierigen Lage im Einzelhandel. Seit mehr als einem Jahrzehnt liegt der Konsum am Boden. Bereinigt um die Preisentwicklung lag der Umsatz im Einzelhandel 2011 sogar 2,5 Prozent unter dem Niveau von 2005. Hintergrund der Entwicklung sind fallende Löhne. Immer mehr Menschen müssen ihre Ausgaben für Waren des täglichen Bedarfs einschränken.
In der Branche ist ein mörderischer Verdrängungswettbewerb entbrannt. Große Einzelhandelsketten eröffneten neue Filialen, in der Hoffnung, ein größeres Stück vom schrumpfenden Kuchen zu bekommen. 2010 gab es in Deutschland 122 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche, soviel wie nie. Zugleich fallen die Umsatzerlöse je Quadratmeter. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis einer auf der Strecke blieb. Die Krise im Einzelhandel ist nicht ohne eine Umverteilung des Reichtums und eine Stärkung der Nachfrage zu lösen. Der Staat muss zudem dem ungezügelten Wettbewerb im Einzelhandel Grenzen setzen.
Die Autorin ist arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag und DGB-Regionsvorsitzende Südwestsachsen.
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