Appell zum gemeinsamen Widerstand

Zehnte Münchner Friedenskonferenz debattierte Alternativen zur Gewalt

  • Gisela Dürselen
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Jubiläum feierte an diesem Wochenende das Aktionsbündnis Münchner Friedenskonferenz: Zum zehnten Mal bereicherte das alternative Forum mit inhaltlichen Debatten und hochkarätigen Gästen die Proteste auf der Straße gegen die sogenannte Sicherheitskonferenz (SiKo).

Den Schwerpunkt der friedenspolitischen Fortbildungsangebote bildete in diesem Jahr die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Redner auf der Hauptveranstaltung, dem Internationalen Forum, waren die Mitbegründerin von Attac Dr. Susan George, die Ägypterin Prof. Randa Aboubakr und Bernd Hahnfeld von der Internationalen Organisation der Juristen gegen Atomwaffen. Gemeinsam riefen sie die Zivilgesellschaft zum Widerstand gegen die Pläne der Mächtigen und zum gemeinsamen Handeln über Ländergrenzen hinweg auf.

Susan George, Sozialwissenschaftlerin, Autorin und Anti-Globalisierungs-Aktivistin mit US-amerikanischer Geburtsurkunde, aber mittlerweile bewusst auch mit französischem Pass, brachte gleich zu Beginn ihre Sicht auf den Punkt: Heute sei »einer der gefährlichsten Momente in der menschlichen Geschichte - vielleicht gefährlicher als während des Kalten Kriegs«. In den vergangenen 20 Jahren habe der Kapitalismus die Welt überrannt - mit dem vorgegebenen Ziel, die Menschheit glücklich zu machen, in Wirklichkeit aber mit einer neoliberalen Globalisierung, die Susan George als gigantische »Maschinerie zum Ausschluss« bezeichnete, zum Ausschluss von Menschen, Staaten und ganzen Regionen.

Während des Kalten Kriegs sei jeder Platz auf dieser Erde wichtig gewesen, weil auch jeder ein potenzielles Einflussgebiet dargestellt habe, so George. Heute gebe es viele Orte, die strategisch nicht mehr zählten, und Menschen, die weder Lukratives produzierten noch genug konsumierten, um für die Mächtigen interessant zu sein. Ganz nach dem Motto: »Take the best and leave the rest« - nimm das Beste und lass den Rest.

Die Zivilgesellschaft müsse sich auch auf internationaler Ebene besser vernetzen, betonte George angesichts der aktuellen Konfliktverstärker wie Klima- und Finanzkrise - und weil die Regierenden nicht wirklich vorhätten, etwas zu ändern. Ganz im Gegenteil: Sie entwickelten immer mehr Waffen, darunter auch die sogenannten nicht tödlichen, um Menschen einfach zu vertreiben. Sie seien für den Einsatz gegen die eigenen Völker geplant, sagte Susan George: »Sie richten sich gegen jeden, der sich traut zu protestieren.«

Randa Aboubakr, Professorin für Englisch und vergleichende Literatur in Kairo sowie Mitglied der »Bewegung des 9. März«, analysierte die arabischen Revolutionen. Auch wenn jede dieser Revolutionen individuell sei und es je nach Kontext viele verschiedene Gründe dafür gebe, eines hätten alle diese Bewegungen gemeinsam: »Sie sind der Ruf des Volkes nach freier Rede und nach Würde.« Dieses Phänomen verbinde die ganze Welt. Denn von der US-amerikanischen Occupy-Bewegung bis hin zu den arabischen Revolutionen übernehme das Volk nun Verantwortung und fordere die Regierungen heraus.

Einen Einblick ins Völkerrecht gewährte seinen Zuhörern Bernd Hahnfeld. Sein Fazit: Die Kriege der vergangenen Jahre waren völkerrechtswidrig, vor allem der »Krieg gegen den Terror«. Denn der Rahmen in der UN-Charta für militärische Gewalt sei äußerst eng gesteckt und schreibe vor der Gewalt den Einsatz aller denkbaren friedlichen Mittel vor. So dürften »die Entdeckung und Behebung der Ursachen von Terror nachhaltiger wirken als alle Kriege«, schloss Hahnfeld.

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