Bahrs Pflegekommunen gefallen nicht allen
Sozialverband warnt vor heimlichem Sparprogramm
Berlin (AFP/nd). Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat die Pläne zur Förderung von Wohngemeinschaften pflegebedürftiger Menschen bekräftigt. Dafür sollen jeweils mehrere tausend Euro bereitgestellt werden, sagte Bahr der »Bild«-Zeitung vom Dienstag. Sie sehen finanzielle Hilfen bei der Gründung von Wohngruppen vor. Pflegebedürftige in einer solchen Gruppe sollen 200 Euro im Monat für eine Hilfskraft erhalten. Als Anreiz für die Gründung einer Pflegewohngruppe ist ein einmaliger Betrag von bis zu 2500 Euro pro Pflegebedürftigem vorgesehen, etwa für den Umbau der Wohnung. Der Gesamtbetrag ist auf 10 000 Euro je Wohngruppe begrenzt.
Für die Anschubfinanzierung von Wohngruppen sieht der Gesetzentwurf maximal 30 Millionen Euro vor. »Die Menschen wollen so lange wie möglich in ihrem häuslichen Umfeld bleiben», sagte Bahr der »Bild«. Dies sei eine Alternative zwischen Pflege zu Hause und Heim. In einer Wohngemeinschaft mit vier Bewohnern könnten zum Beispiel an Sach- und Geldleistungen in Pflegestufe 1 bis zu 3400 Euro pro Monat zur Verfügung stehen.
Der Paritätische Gesamtverband begrüßte die Förderung von Wohngemeinschaften, warnte jedoch davor, »den Ausbau von Wohngemeinschaften mit dem geheimen Ziel der Kosteneinsparung betreiben zu wollen«, so Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider. Auch in den Heimen gebe es einen großen Reform- und Finanzbedarf. Zugleich warnte Schneider, Bahrs Initiative könne »kein Ersatz sein für die notwenige umfassende Pflegereform, die die Koalition bereits vor zwei Jahren angekündigt hat«. Die Deutsche Hospiz-Stiftung erklärte, wer noch keine Rund-um-die-Uhr-Versorgung brauche, habe gar kein Interesse, mit anderen Pflegebedürftigen »in eine Zwischenunterkunft« zu wechseln. Auch sei der Vorschlag, für Umbaumaßnahmen 2500 Euro bereit zu stellen, nicht neu, kritisierte Vorstandschef Eugen Brysch. Bereits heute stünden Pflegebedürftigen für Maßnahmen im eigenen Haus 2557 Euro zur Verfügung.
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