Vom Risiko des Erben

Thüringen verwaltet immer mehr Problemgrundstücke

  • Lesedauer: 2 Min.

Erfurt (dpa/nd). Immobilienbesitz kann auch eine Last sein: In Thüringen haben deshalb im vergangenen Jahr 412 Erben das Erbe ausgeschlagen, 49 mehr als ein Jahr zuvor, teilte das Finanzministerium am Dienstag in Erfurt mit. Das Land muss die Grundstücke und Häuser übernehmen, die oft belastet oder verwahrlost sind und dringend gesichert werden müssen. »So entstehen auch erhebliche Kosten, die nun der Steuerzahler tragen muss«, erklärte Finanzminister Wolfgang Voß (CDU). 2011 wurden allein für die Sicherung von geerbten Grundstücken rund 272 500 Euro ausgegeben.

»Die wachsende Anzahl an Fiskalerbschaften ist ein Zeichen dafür, dass sich Familienstrukturen verändern sowie viele Eigentümer ihre Grundstücke stark belasten. Das ist bedenklich.« Derzeit würden 426 bebaute Grundstücke vom Ein- und Mehrfamilienhaus bis zum Industriegelände, 1084 Landwirtschafts- und 175 Waldflächen verwaltet und verwertet. Um solche Grundstücke erfolgreicher verkaufen zu können, sei ab diesem Jahr das Thüringer Liegenschaftsmanagement in die Vermarktung einbezogen, so Voß.

Wenn Gefahr für die Ordnung und Sicherheit besteht, muss das Land unverzüglich handeln. Als ein Beispiel nannte das Finanzministerium die Industriebrache eines ehemaligen Dichtungswerkes in Schkölen (Saale-Holzland-Kreis). Der Freistaat hatte das 34 000 Quadratmeter große Grundstück 2003 übernehmen müssen. Es war hoch überschuldet.

Der Freistaat Thüringen kann entweder gesetzlicher oder testamentarischer Erbe eines Nachlasses sein. In der Regel tritt er aber die gesetzliche Erbfolge an. Zum Beispiel wenn der Besitzer ohne gesetzlichen Erben stirbt, kein Testament gemacht hat oder die Erben das Erbe ausschlagen oder darauf verzichten. Möglich sei auch, dass eine Erbunwürdigkeit vorliegt.

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