Sparen trotz Rekordgewinn
Autokonzern General Motors verkündet Jahresergebnis / Einschnitte angekündigt
Es kursiert seit Wochen: Das konkrete Gerücht, General Motors wolle das Bochumer Werk seiner Europa-Tochter Opel schließen. Deshalb war in der Ruhrstadt Zittern angesagt: Würde die Detroiter Konzernzentrale diese Botschaft bei der Vorstellung des Konzernergebnisses für 2011 verkünden?
Am frühen Nachmittag kam das Aufatmen: Zwar fuhren die europäischen GM-Marken Opel und Vauxhall im letzten Jahr einen Verlust von 547 Millionen Euro ein. Doch von Werksschließung war keine Rede. Wohl aber von weiteren Einschnitten, auf dass GM in Europa wieder schwarze Zahlen schreibe - wie bereits für 2011 geplant, nachdem das Jahr 2010 mit einem Verlust von zwei Milliarden Euro beendet worden war. Trotz einer umfassenden Sanierung - inklusive Lohnverzicht, Abbau von 8000 Arbeitsplätzen und einer Schließung des Antwerpener Werkes - bleibt Opel also weiterhin in den roten Zahlen.
Es gebe keinerlei Entscheidungen, »wonach Werke geschlossen, Stellen abgebaut oder Produktionsvolumen verlagert werden sollen«, hatte Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke kürzlich an seine Belegschaften in Rüsselsheim und Bochum geschrieben. »Bis jetzt«, wie er hinzufügte. Doch würden »verschiedene Maßnahmen« geprüft, um Opel und Vauxhall dauerhaft profitabel zu machen. Dazu gehöre insbesondere »die Optimierung unserer Kostenstruktur«.
Die bisherigen Vereinbarungen »schützen uns vor Werksschließungen und betriebsbedingten Kündigungen«, schrieb derweil Betriebsratschef Rainer Einenkel an die Bochumer Opelaner. Die Verträge seien bindend, darüber bestehe für ihn kein Zweifel, wie er betonte. Auch sei die Belegschaft kampferprobt. »Opel Bochum zu schließen«, so Einenkel, »wird auch diesmal nicht gelingen«.
Zwischen dem Bochumer und Rüsselsheimer Betriebsrat ist die Solidarität längst erloschen: Die Standorte stehen, wie ihre Arbeitnehmervertreter, in Konkurrenz um die kleiner werdenden Produktionsmargen.
Auch zwischen Gewerkschaftern und GM-Bossen tobt ein Konflikt: Die Opelaner wollen, dass GM im Rahmen der globalen Absatzstrategie auch nicht-europäische Märkte für den Opel-Export öffnet, darunter die boomenden Schwellenländer China, Brasilien und Indien. »Wichtig wird es sein, die Material- und Produktkosten zu senken und den Zugang zu neuen Märkten auszuweiten«, sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Wolfgang Schäfer-Klug, am Donnerstag in Rüsselsheim. Nur so könne Opel wieder in die Gewinnzone kommen, betonte auch Bochums Betriebsratschef Einenkel.
Die Pläne der Konzernzentrale gehen in genau die andere Richtung: Opel soll eine Regional- und Nischenmarke bleiben. Ferner wird die Produktpalette wohl nicht wie geplant ausgeweitet. GM-Kernmarken bleiben Chevrolet und Cadillac, die weltweit verkauft werden dürfen. Angeblich fordern verschiedene IG-Metaller, dass Teile der Chevrolet-Fertigung von Südkorea nach Deutschland verlagert werden - im Gegenzug würden weitere Sparpläne akzeptiert.
Obwohl der europäische »Bremsklotz für GM« (»Financial Times Deutschland«) weiter rote Zahlen schreibt, verkündete GM gestern einen Rekordgewinn. Er beträgt 7,6 Milliarden US-Dollar. Doch, so GM-Vize Dan Ammann, GM wolle weiter Kosten reduzieren. Nicht nur in Europa, sondern »überall in unserer Organisation«. Daran arbeite der Vorstand hart. Schließlich wolle GM seine »Erlöse überall auf der Welt« erhöhen.
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