Der Tanz des Tieres
In Santiago de Chile tobt der soziale, politische Protest, Wasserwerfer antworten - ein Straßenhund löscht daran seinen Durst und missversteht die Härte der Polizei als Ermunterung zum Spiel. Immer bilden die Spannungen zwischen Absicht und Wirkung den schönsten, bittersten Stoff für komische Situationen.
Es möcht' kein Hund so länger leben. Goethes Faust macht mit diesen Worten sehr schnell klar, was von der Welt zu halten sei. Bald tritt ihm - just ein Hund durch die Tür, um dieses Leben gründlich zu ändern: ein Pudel mit folgenreichem Kern. Tiere schauen uns aus der Literatur an wie Sendboten einer alternativen Existenz - die ohne Bewusstsein, also Denken auskommen darf. Oder muss! Jüngst erzählte das Schauspiel Hannover Kleists »Michael Kohlhaas« aus der Sicht der leidenden Pferde, und gegen dies kreatürliche Leiden kommt einem Brecht in den Sinn. Im »Puntila« beschwört er den Segen der gewerkschaftlichen Organisation in dem Satz: Wenn sich die Kühe besprechen könnten, gäb's keinen Schlachthof mehr.
Der tollende, tanzende Hund auf dem chilenischen Foto reagiert selbstvergessen auf das menschlichste Elend: aufeinander loszugehen wie wild - nicht wegen fehlendem Hirn, sondern wegen zu viel freier Kapazität im Bewusstsein: Geist existiert nicht ohne Gier nach Herrschaft. Und Herrschaft produziert Zustände, in denen uns Tiere erscheinen wie letzte Abgesandte einer uns nie mehr möglichen Unschuld.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.