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Pilze und EM halten Pflanzen und Boden fit

GARTEN: Auch Herr von Goethe hat schon gern im Buch der Natur geblättert

  • Brigitte Müller, Hobbygärtnerin und Umweltautorin
  • Lesedauer: 3 Min.
Eichenoktopus
Eichenoktopus

»Die Natur ist ein Buch, das auf allen Blättern große Inhalte bietet.« Ist schon eine Weile her, dass dieser Satz zu Papier gebracht wurde; doch er wird wohl, so lange es Natur gibt, wahr bleiben. Und nicht nur, weil ihn Goethe schrieb. Jeden Tag können wir in diesem Buch lesen, Bekanntes wieder und Neues erstmals entdecken, staunen, uns erfreuen. Natürlich gibt es auf den Blättern auch Vieles, das nachdenklich stimmt (oder stimmen sollte). Besonders, wenn wir Menschen meinen, wir müssten, aus welchem Grund auch immer, der Natur unseren Willen aufzwingen, obwohl es doch unendlich viele Möglichkeiten gibt, in Einklang mit der Natur zu agieren - wir sollten uns nur ein bisschen bemühen und verstehen wollen, was im Buch Natur steht. Schließlich: Ohne sie gäbe es uns gar nicht; wir sind ein winziger Teil von ihr, auf den sie selbst problemlos verzichten könnte.

Während der Winterpause im Garten mache ich häufiger ausgedehnte Spaziergänge, dabei wird es auch auf bekannten Wegen nie langweilig. Beispielsweise besuche ich gern am Waldrand einen Oktopus, und er scheint mich immer umarmen zu wollen. Dieses bizarre Wurzelgeflecht, mit dem sich eine Eiche in der Erde festhält und dazu eine Höhle für kleine Waldbewohner bietet, ist faszinierend. Außerdem hat der Stamm in einiger Höhe große Augen (dort wuchsen mal zwei Äste aus dem Stamm), die aufmerksamen Spaziergängern zublinzeln.

Unter der Erde hat die Eiche sicher starke Helfer, die ihr trotz ungünstigen Standortes geholfen haben, so groß und stark zu werden: Mycorrhiza, ein Pilzgeflecht, das mit den Pflanzenwurzeln in Symbiose lebt. Ein Meter Baumwurzel - und das natürlich nicht nur bei Eichen - ist von bis zu 300 Metern Pilzfäden umsponnen, die unermüdlich Feuchtigkeit und Nährstoffe für den Baum erschließen, die er mit seinen Wurzeln allein nicht erreichen würde. Außerdem schützen sie den Baum vor Krankheiten. Verschiedene Arten dieser Pilze werden inzwischen in Labors gezüchtet und Düngemitteln beigemischt, damit sie dafür sorgen, dass Pflanzen die Nährstoffe effektiver verwerten können. In Fachliteratur wird beschrieben, dass so bis zu 25 Prozent weniger Dünger benötigt werden. Mycorrhiza erhöht die Vitalität der Pflanzen, macht sie widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Das Pilzgeflecht ist sowohl im Blumen- wie auf dem Gemüsebeet ein starker Partner für die Florakinder, sorgt für kräftigen Wuchs von Balkon- und Kübelpflanzen und erleichtert es Bäumen, am neuen Standort Wurzeln zu schlagen. Außerdem kann es zur Belebung geschädigter und ausgelaugter Böden eingesetzt werden.

Die Natur bietet uns Gärtnerinnen und Gärtnern aus Leidenschaft noch weitere Möglichkeiten, es auf den Seiten des Buches Natur in natürlicher Weise bunt und üppig sprießen zu lassen. Für manche sind inzwischen die Initialen EM ein Zauberwort. Vor etwa 30 Jahren hat ein japanischer Bodenkundeprofessor eine Mikrobenmischung entwickelt und sie »Effektive Mikroorganismen« genannt. Sie tragen aktiv zur Vermehrung der Bodenlebewesen bei und machen so tote Böden wieder lebendig. Und nicht zuletzt gibt es auch homöopathische Pflanzenpflege. Wem der eigene Kompost allein nicht reicht als Nährstofflieferant für seine Pflanzen, kann also durchaus zu sanften, natürlichen Mitteln greifen statt zur chemischen Keule.

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