Krise und Stürme verhageln Bilanz
Versicherungsgigant Allianz mutiert immer mehr zum Vermögensverwalter
2011 war für die Allianz ein schwieriges Jahr. Der Umsatz ging im Vergleich zum Rekordjahr 2010 um knapp drei Prozent auf 103,6 Milliarden Euro zurück. Er setzt sich vor allem aus den Beiträgen zusammen, die die 78 Millionen Allianz-Kunden weltweit für ihre Schadens- und Lebensversicherungen zahlen. Der Jahresüberschuss nach Steuern sank im vergangenen Jahr um fast die Hälfte auf immer noch beachtliche 2,8 Milliarden Euro. Ein Grund waren die zahlreichen Naturkatastrophen: Erdbeben in Japan und Neuseeland, Überschwemmungen in Australien und Thailand sowie diverse Stürme in den USA. Für solche Großereignisse mussten 1,8 Milliarden Euro ausgezahlt oder zurückgestellt werden, 500 Millionen mehr als im Jahr zuvor. So war 2011 das kostspieligste Jahr in der Geschichte des 1890 gegründeten Schadensversicherers.
Am Gewinn zehrten auch Wertberichtigungen von griechischen Staatsanleihen und von Aktien aus dem Finanzsektor, der ebenfalls von der Euroschuldenkrise betroffen ist. Dafür wurden 1,9 Milliarden Euro abgeschrieben. Versicherer legen traditionell viel Geld in vermeintlich sicheren Staatsanleihen an. Mittlerweile gelten aber Anleihen von Griechenland, Portugal, Italien und anderen Euroländern als riskant. So hat die Allianz beispielsweise ihre griechischen Papiere mit Nominalwert von 1,2 Milliarden nur noch mit rund 300 Millionen Euro in den Büchern stehen. Entsprechend sank der Gewinn. Allerdings verbergen sich in der Bilanz allein für Griechenland stille Reserven von 300 Millionen Euro, denn die privaten Gläubiger haben sich »freiwillig« nur bereit erklärt, auf rund die Hälfte ihrer Hellas-Forderungen zu verzichten.
»Dennoch konnten wir unsere Stabilität durchgehend erhalten. Das ist ein enormer Erfolg«, sagte der Vorstandsvorsitzende Michael Diekmann in München. »Diese Ergebnisse zeigen die Stärke des Geschäftsmodells der Allianz.« Als Versicherer die Nummer eins in Europa, macht der Konzern Geschäfte in etwa 70 Ländern. Nicht allein als Sicherheitsverkäufer gehört die Allianz zu den ganz Großen, sondern weltweit laut Firmenangaben auch zu den fünf größten Vermögensverwaltern. Mit der US-amerikanischen Pimco besitzt sie zudem die am stärksten beachtete Fondsgesellschaft, wenn es um Staatsanleihen geht. Im Finanzbereich glänzt die Bilanz schon auf dem ersten Blick: Die Hälfte des Konzernprofits stammt aus der Vermögensverwaltung. Eine »Ertragsperle«, schwärmt Anlagevorstand Paul Achleitner, der als Aufsichtsratschef zur Deutschen Bank wechselt. Die gesamten verwalteten Kapitalanlagen stiegen um mehr als neun Prozent auf 1,7 Billionen Euro - Rekord. Die Summe entspricht fünf Mal dem Bundeshaushalt 2012. Auf die Niedrigzinsphase reagieren die Versicherer übrigens unter anderem mit verstärkten Investitionen in Immobilien, was die Preise für Häuser und Mieten in Deutschland bereits in die Höhe treibt.
Trotz Gewinnhalbierung hält der Vorstand die Dividende bei 4,50 Euro je Aktie konstant hoch. Damit schüttet der DAX-Konzern gut zwei Milliarden Euro und damit den Großteil des Gewinns aus - ein außergewöhnlich hoher Wert. Für 2012 erwartet Diekmann weltweit ein ähnliches wirtschaftliches Umfeld mit einem höheren Gewinn für den Finanzinvestor mit Versicherungsladen.
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