Fernöstliche Wende

Kommentar von Roland Etzel

  • Lesedauer: 1 Min.

Die Nachricht vom Tête-à-tête Pjöngjang-Washington kommt überraschend - sofern man die martialische Sprache, die man in Korea gelegentlich pflegt, immer für bare Münze nimmt. Am Montag noch hatte der Norden angesichts eines Manövers der USA der anderen Seite mit nichts weniger als »heiligem Krieg« gedroht. Das klingt verstörend, ist aber im Politikgeschäft kaum verständigungsfeindlicher als die verächtliche Attitüde, mit der im Westen beinahe jeder Vorgang in Nordkorea kommentiert wird. Die jetzige Bereitschaft Pjöngjangs, über sein Atomprogramm zu reden, sollte man dennoch als Beleg dafür werten, was bei halbwegs gutem Willen aller Seiten sofort möglich ist. Möge man sich daran auch erinnern, wenn über Iran gesprochen wird.

Beim eigentlichen Punkt, der Fortsetzung der Gespräche zum Atomprogramm Nordkoreas, könnte es dennoch schwieriger geworden sein. Der Westen insgesamt hat gerade in Libyen verdeutlicht, wie er mit Staaten umzuspringen gedenkt, die von ihm zu feindlichen Außenseitern erklärt wurden - sofern man sicher sein darf, dass die sich nicht mit Massenvernichtungswaffen wehren können. Ein Argument für Pjöngjang, ohne Garantien auf diese Waffe zu verzichten, ist das nicht.

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