Stromleitungen notfalls selber bauen
Die Windbranche beklagt unzureichende Netze
Berlin (dpa/nd). Angesichts der zahlreichen Verzögerungen beim dingend notwendigen Netzausbau will die Windenergiebranche das Problem selbst lösen. »Wir sind selbst in der Lage, Netze zu bauen und zu betreiben«, sagte der Präsident des Bundesverbands Windenergie, Hermann Albers, der dpa. Dazu brauche es die Anerkennung vor allem des Bundeswirtschaftsministeriums, das so etwas finanziell auch mitgetragen wird«. Alberts schlägt Erdkabel vor - konkret sind Erdkabel für die 110-Kilovolt-Ebene im Norden im Gespräch.
Albers geht davon aus, dass die Zwangsabschaltungen von Windparks wegen fehlender Leitungen im vergangenen Jahr auf ein neues Rekordhoch geklettert sind. »Wir wollen mit diesen Leitungen nicht etwa ein Kohlekraftwerk an das Netz anschließen«, gibt er Einblick in seine Strategie, »sondern 200, 300 Megawatt an Windenergie bündeln und zur 380-Kilovolt-Höchtspannungstrasse übertragen.« Es sei lange Zeit attraktiv gewesen, Kraftwerke zu bauen statt in das Netz zu investieren. Wer hingegen Netze zügig ausbaue, verringere die Rentabilität großer Kraftwerke, erläuterte Albers an die Adresse der oft mit den traditionellen Versorgern eng verbundenen Netzbetreiber. Mit mehr Netzen würden indes erneuerbare Energien schneller ausgebaut werden können.
Die Hälfte des Netzausbaus entfalle laut Albers auf die 110-Kilovolt-Ebene. Er plädiert beim Ausbau auf Erdkabel, um Landwirte und ihre Flächen zu schonen. »Zwar bedeutet dies 20 bis 60 Prozent höhere Investitionen, zugleich gibt es aber geringere Übertragungsverluste und Instandhaltungskosten als bei Überlandleitungen«, so Albers, der zugleich ein generelles Investitionsproblem gerade bei Höchstspannungsleitungen ausgemacht hat: Energiekonzerne in Deutschland hätten längst die Bereiche vernachlässigt, die nur wenig Rendite bringen - und das seien die Netze.
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