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Boomende Altstädte

Der Welterbestatus hat die Ostseestädte Wismar und Stralsund spürbar verändert

  • Grit Büttner, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit nunmehr zehn Jahren gehören die Altstädte von Wismar und Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern zum Weltkulturerbe. Touristen kommen in Strömen - und bringen viel Geld mit.

Wismar. Zehn Jahre Welterbestatus hat die mittelalterlichen Hansestädte Wismar und Stralsund spürbar verändert. »Die Touristen sind zu einem Wirtschaftsfaktor geworden«, sagte Wismars Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) am Mittwoch. Seit 2002 sei die Zahl der Übernachtungsgäste in Wismar um 30 Prozent auf 240 000 gestiegen, hinzu kämen ungezählte Tagestouristen. Jeder Besucher lasse etwa 60 Euro pro Tag in der Stadt, pro Jahr setze Wismars Tourismusbranche rund 30 Millionen Euro um. »Wir vertragen noch mehr, ein Limit ist noch nicht erreicht«, so Beyer. Auch die Zielgruppe habe sich geändert: Statt Badeurlaubern auf Stadtbummel kämen vor allem ältere Bildungshungrige ab 50 in die Welterbestadt.

Stralsund, neben Wismar einzige Weltkulturerbestätte in Mecklenburg-Vorpommern, verzeichnet eine Verdopplung touristischer Übernachtungen auf jährlich 400 000 im letzten Jahrzehnt, wie Bürgermeister Alexander Badrow (CDU) bilanzierte. Drei Millionen Tagesgäste besuchten außerdem jedes Jahr die Hansestadt bei Rügen. »Die Kapazitätsgrenze ist noch nicht erreicht«, sagte auch Badrow. Die Touristen brächten Geld in die Stadt. »Ein wichtiges Standbein«, so Badrow. Zumal es künftig schwieriger werde, Fördermittel für den Erhalt der historischen Architektur zu bekommen.

Bislang polierten die Welterbestädte ihre mittelalterlichen Kerne mit Millionenmitteln von EU, Bund, Land und Kommunen auf. Stralsund investierte seit 1991 rund 250 Millionen Euro, Wismar 134 Millionen Euro. Hinzu kämen aus dem Welterbeprogramm des Bundes von 2009 bis 2014 weitere 17 Millionen Euro für Stralsund und 22,6 Millionen für Wismar, hieß es. Beide Altstädte, die zu rund zwei Dritteln saniert seien, verzeichnen Zuzüge: Stralsunds City wuchs von 3500 auf 5300 Bewohner, Wismars Stadtkern von 5500 auf 7600 Einwohner. »Der Welterbetitel hat das Leben der Städte verändert«, sagte ein Sprecher.

Zugleich verwiesen beide Bürgermeister auf immense Finanzlücken in den innerstädtischen Sanierungsgebieten. Die drei großen Stadtkirchen in Stralsund hätten aktuell einen Renovierungsbedarf in zweistelliger Millionenhöhe, hieß es. Erheblichen Finanzierungsbedarf gebe es auch bei den drei Backsteinkathedralen Wismars, bei Bürgerhäusern aus der Zeit der Hanse sowie in der Infrastruktur, sagte Beyer. Erst rund die Hälfte von Wismars Altstadtstraßen sei bisher erneuert worden.

Am 27. Juni 2002 wurden die historischen Altstädte von Stralsund und Wismar gemeinsam in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Sie stehen als »idealtypisch entwickelte Hansestädte aus der Blütezeit des Städtebundes im 14. Jahrhundert« in der Liste der weltweit bedeutendsten Kulturerbestätten - neben der Akropolis von Athen, der Großen Mauer in China oder dem indischen Taj Mahal. Von März bis November gibt es einen gemeinsamen Veranstaltungsmarathon mit mehr als 50 Programmpunkten rund um das Jubiläum. Die Jahrestagung der Deutschen UNESCO-Kommission findet am 21. Juni in Stralsund statt, die Jahrestagung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz in Wismar Mitte November.

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