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Fahndung nach Rostfässern geht weiter

Atommeiler Krümmel auch unter Verdacht

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 3 Min.
Die durchgerosteten Atommüllfässer aus dem unterirdischen Zwischenlager des vom Netz gegangenen AKW Brunsbüttel sind vielleicht nur der Anfang eines völlig außer Acht gelassenen nuklearen Altlast-Problems. Nun wird bundesweit nach weiteren Gefahrenherden gefahndet.

Was da in den mit Betonringen versiegelten acht Meter tiefen Kavernen des Atommeilers Brunsbüttel lagert, ist den Betreibern und der jeweiligen Atomaufsicht in den Ländern bekannt. In welchem Zustand sich das zum Teil 30 Jahre lang Gelagerte befindet, das birgt unterdessen neuen Zündstoff. Für eine seitens der behördlichen Kontrollinstanz nötige Bewertung fehlt zu dem Thema im vom Bundesumweltministerium erlassenen kerntechnischen Regelwerk jegliche Handhabe. So gibt es weder Strahlen-Grenzwerte noch eine Meldepflicht. Der Fachanwalt für Verwaltungsrecht Jürgen Punke vertritt den Standpunkt, dass ohne die Existenz von Grenzwerten gar keine behördliche Kontrolle möglich sei. Punke kritisiert, dass die Atomaufsicht überhaupt nicht wisse, wann sie in Sachen Gefahrenabwehr einzuschreiten habe.

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Von Vattenfall ist inzwischen eine Entschuldigung beim Kieler Justizminister Emil Schmalfuß (parteilos) eingegangen, der für die Atomaufsicht verantwortlich ist. Dabei bedauerte der Energiekonzern, den Vorfall mit dem durchrosteten Fass vom 15. Dezember nicht umgehend der Fachbehörde mitgeteilt zu haben. Seit 2009 wird dort die Zuverlässigkeit des Unternehmens geprüft, das in der Öffentlichkeit diesbezüglich längst jegliches Vertrauen eingebüßt hat. Auch innerhalb des Ministeriums scheint es mit der Kommunikation nicht zum Besten bestellt zu sein. Obwohl über den TÜV Nord am 18. Januar alarmiert, leiteten die Mitarbeiter der Fachbehörde dem Minister den höchst brisanten Vorgang erst am 29. Februar weiter. Dafür verlangt man im Landtag nun Auskunft von Schmalfuß. Im Wirtschaftsausschuss wurde dem Antrag der Grünen auf Akteneinsicht zugestimmt.

Die Umfüllung von Brunsbütteler Atommüll in oberirdisch gelagerte Spezialcontainer, die laut den Verantwortlichen 2019 im niedersächsischen Schacht Konrad einen endgültigen Platz finden sollen, ist zunächst einmal gestoppt. Nun soll mit Videokameras der Zustand der restlichen rund 600 Fässer überprüft werden. Warum es bisher keine Kameraüberwachung gab, ist eine von vielen noch ungeklärten Fragen. Nach einem diese Woche bekanntgewordenen weiteren Fund eines angerosteten Fasses beim Atomkraftwerk Neckarwestheim ist nun auch der vom Netz gegangene Atommeiler in Krümmel unter Verdacht geraten.

Wie Brunsbüttel verfügt dieser auch über ein Kavernen-Zwischenlager mit zwei gefüllten Kammern. Unbestätigten Meldungen zufolge werden dort 200 Fässer aufbewahrt. Nach Auskunft der Atombehörde in Kiel existiert in Krümmel ebenfalls keine visuelle Überwachungsanlage. Tauchte diese Lagerstätte in Reaktorlageskizzen beim früheren Betreiber Hamburger-Elektrizitäts-Werke noch auf, vermisst man bei Vattenfall jeglichen Hinweis darauf. In der Kleinstadt Geesthacht, wozu Krümmel gehört, ist man nun einmal mehr beunruhigt.

Brisant sind zudem alle Fragen des Reaktorrückbaus. Weder für Brunsbüttel noch für Krümmel hat Vattenfall bisher eine Genehmigung beim Justizministerium in Kiel beantragt. Laut Gesellschaft für Nuklear-Service in Essen sieht diese sich nach dem im Vorjahr verkündeten Atomausstieg derzeit nicht in der Lage, ausreichend Castorbehälter für die Brennstäbelagerung zur Verfügung zu stellen.

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