Großkonzerne mit Rekordprofit
Gewinne der DAX-Unternehmen übersteigen 100-Milliarden-Euro-Marke
Rekordprofite melden die größten deutschen Konzerne. Trotz einer Konjunkturabkühlung im vierten Quartal und trotz der Euro-Staatsschuldenkrise haben die 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex (DAX) während des vergangenen Jahres die Rekordmarke von 100 Milliarden Euro bei den Gewinnen geknackt. Das geht aus einer Studie des Beratungs- und Prüfungsunternehmens Ernst & Young hervor, wie am Mittwoch die Nachrichtenagentur dpa meldete. Die Großkonzerne wuchsen damit weit schneller als die übrige Wirtschaft.
Auf Missfallen stießen die Rekordgewinne bei der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik. »Sie zeigen einmal mehr die unsägliche, neoliberal gewollte Bereicherung auf der einen Seite und auf der anderen Seite die öffentliche Armut in Form steigender Staatsverschuldung«, sagte Heinz-J. Bontrup, Professor an der Fachhochschule Gelsenkirchen, gegenüber »nd«.
Die DAX-Unternehmen steigerten ihren operativen Gewinn 2011 um acht Prozent auf insgesamt 104 Milliarden Euro. Die Umsätze verbesserten sich um neun Prozent auf 1,19 Billionen Euro. Damit wuchsen die Großkonzerne 2011 drei Mal so schnell wie die übrige Wirtschaft. »Für viele Unternehmen war das vergangene Jahr das beste der Unternehmensgeschichte«, erklärte Thomas Harms, Analyst bei Ernst & Young in Stuttgart. Ausnahmen waren die Energiekonzerne, die unter den Folgen der Energiewende niedrigere Gewinne einfuhren, sowie Banken und Versicherungen, die wegen der Staatsschuldenkrise Abschreibungen im Milliardenbereich an ihren Geldanlagen vornehmen mussten. 13 der 30 DAX-Konzerne verkleinerten trotz üppiger Profite die Belegschaft. Absoluter Spitzenreiter beim Gewinn war Volkswagen. Der Siemens-Konzern kam auf Platz zwei, gefolgt von Daimler, dem Chemieriesen BASF und BMW.
Anfang 2011 hatten die Gewinne vor Zinsen und Steuern am stärksten zugelegt. Später verlangsamte sich das Wachstum, blieb aber hoch. Das operative Ergebnis der DAX-Konzerne stieg im Schlussquartal noch um sechs Prozent. Von einem Einbruch könne keine Rede sein, meinte Harms.
Für dieses Jahr sind viele Experten skeptisch. »Insbesondere beim Gewinnwachstum ist das Ende der Fahnenstange wohl erreicht«, erwartet man bei Ernst & Young. Als Grund gilt die schwache Konjunktur in Europa. Außerdem schalten wachstumsstarke Schwellenländer, allen voran China, einen Gang zurück. Was deutsche Exporteure zu spüren bekommen dürften. Gar »zwischen Stagnation und Rezession« sieht Ökonom Bontrup die deutsche Wirtschaft 2012. Die starke Exportorientierung mache die deutsche Ökonomie besonders abhängig von der Entwicklung in anderen Ländern. Die VW-Gruppe verkauft fast jedes dritte Fahrzeug in China. Für Daimler, BMW und Porsche ist das Land der zweitwichtigste Markt.
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