Hoffen und Bangen in Portugal

Krisenland konnte erstmals wieder Anleihen mit langer Laufzeit begeben

  • Ralf Streck, Madrid
  • Lesedauer: 3 Min.
Krisenland Portugal konnte seine Staatsanleihen wieder etwas günstiger versteigern. Dennoch sehen nicht alle Prognosen gut aus.

Auch wenn es nur ein Hoffnungsschimmer ist, war Portugal über die erfolgreiche Versteigerung von Staatsanleihen am Mittwoch erleichtert. Das Land, das vor genau einem Jahr nach Griechenland und Irland Nothilfe beantragen musste, besorgte sich 1,5 Milliarden Euro an den Kapitalmärkten. Besonders erfreulich war für Lissabon, dass es sogar Anleihen mit einer Laufzeit von 18 Monaten mit einer überschaubaren Rendite von 4,53 Prozent loswurde.

Nachdem Portugal mit 78 Milliarden Euro von EU und Internationalem Währungsfonds aufgefangen wurde, hat es erstmals wieder Anleihen mit solch langer Laufzeit begeben. Besonders positiv wurde bewertet, dass die Zinsen für sechsmonatige Papiere deutlich sanken. Noch vor einem Monat musste das Land 4,43 Prozent bieten, nun nur noch 2,9 Prozent. Das zeigt, dass Anleger nicht an eine dramatische Zuspitzung der Lage im nächsten halben Jahr glauben.

Beigetragen hatte, dass die EU-Kommission dem Land am Dienstag die erfolgreiche Umsetzung der Reformen bestätigt hat. Das Programm sei ausreichend und praktisch buchstabengetreu umgesetzt worden, lobte Peter Weiss, stellvertretender Leiter der Kommission für Portugal. Ein zweites Nothilfepaket, wie es für Griechenland auf den Weg gebracht wurde, braucht Portugal demnach nicht. Weiss glaubt, dass sich das Land 2013 wieder Zugang zu den Finanzmärkten verschaffen kann.

Die Einschätzung teilt die EU nicht. Währungskommissar Olli Rehn sagte am Mittwoch: »Es wäre klug, wenn sich die EU darauf vorbereiten würde, Portugal eine Art Brücke für die Rückkehr an die Finanzmärkte zu bauen.« Auch der Bericht enthält Daten, die nicht auf Erholung hindeuten. So habe »das Vertrauen der Verbraucher und der Unternehmen Rekordtiefstände erreicht«. Zudem musste die Prognose nach unten korrigiert werden. Hatte Brüssel vorhergesagt, die Wirtschaft werde 2012 um drei Prozent schrumpfen, geht man nun von 3,3 Prozent aus. Verantwortlich dafür sei die negative Entwicklung Spaniens, weil die Wirtschaften eng verknüpft sind.

Auch von den hohen Arbeitslosenzahlen zeigten sich die Prüfer »überrascht«. Bisher ging die EU-Kommission davon aus, die Quote werde im Durchschnitt bei 14,4 Prozent liegen. Schon am Montag hatte die europäische Statistikbehörde Eurostat für Februar aber eine Quote von 15 Prozent festgestellt. Angesichts des Sparkurses wird keine Besserung erwartet.

Das ebenfalls heftig sparende Nachbarland Spanien musste am Mittwoch bei der Versteigerung von Staatsanleihen erstmals wieder deutliche Zinsaufschläge hinnehmen, da befürchtet wird, dass sich die Lage deutlich zuspitzt. Für dreijährige Anleihen musste Spanien fast 2,9 Prozent Rendite bieten. Vierjährige Papiere verteuerten sich gegenüber vor einem Monat mit 4,32 Prozent sogar um 28 Prozent. Dennoch schloss das Land am Freitag eine Inanspruchnahme von Hilfen aus dem EU-Rettungsfonds aus. Wirtschaftsminister Luis de Guindos betonte: »Spanien ist in der Lage, die Probleme allein zu überwinden.« Wie der staatliche Rundfunk RNE berichtete, räumte der Minister aber ein, dass das Niveau der Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen auf Dauer nicht tragbar sei.


Lexikon

Staatsanleihen sind Anleihen mit kurz-, mittel- oder langfristiger Laufzeit, die von der öffentlichen Hand und anderen staatlichen Körperschaften ausgegeben werden. Die Käufer, die dem Staat damit Geld leihen, profitieren von den Zinsen. Bei einem Staatsbankrott entfallen diese Zinsen, deshalb müssen Staaten, die laut den Ratingagenturen ein Ausfallrisiko haben, einen Risikoaufschlag bezahlen. nd

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