Ein Amerikaner aus Turin
Fiat Freemont
Was für eine Mischung: 2009 übernahm Fiat den angeschlagenen Chrysler-Konzern. Seither kommen solche Marken wie Alfa Romeo, Lancia, Fiat, Jeep, Chrysler oder Dodge plötzlich aus dem selben Hause. Und so mancher Autoliebhaber reibt sich die Augen, wenn er einen neuen Lancia erblickt: Was einst extravagant italienisch daherrollte, kommt jetzt in überbordender amerikanischer Üppigkeit angerauscht. Kein Wunder, basiert doch der Lancia Voyager auf dem Chrysler Voyager, der Lancia Thema auf dem Chrysler 300.
Einen echten Überraschungserfolg landete Fiat mit dem Familienauto Freemont, von dem in Europa seit September 2011 bereits 30 000 Stück bestellt wurden. In Italien schaffte es der Minivan auf Anhieb zum beliebtesten Siebensitzer. Der Freemont stammte ursprünglich aus der US-Autoschmiede Dodge und wurde als Journey auch auf dem europäischen Markt angeboten, wo sich allerdings kaum jemand für den bulligen Ami erwärmen konnte. Fiat hingegen suchte dringend nach einem Nachfolger für die Großraumlimousine Ulysse und fand sie schließlich in einer Journey-Weiterentwicklung.
Man implantierte dem Amerikaner ein europäisches Herz, einen brummigen, aber durchzugsstarken 2,0-Liter-Multijet-Diesel, (140 oder 170 PS). Neu entwickelt wurden von Fiat außerdem Getriebe und Fahrwerk, auch das Cockpit wurde komplett an die europäischen Erwartungen angepasst.
Herausgekommen ist ein vergleichsweise preisgünstiger Minivan (ab 25 990 Euro), der mit üppiger Ausstattung um Käufer buhlt. Schon in der Basisversion gibt es serienmäßig unter anderem sieben Sitze, Drei-Zonen-Klimaautomatik, Entertainmentsystem, schlüssellose Zentralverriegelung und integrierte Kindersitze.
Wo liegt eigentlich Freemont? Bei Fiat heißt es, der Name sei ein Fantasiewort. Wikipedia verrät, dass in den USA immerhin fünf Städte Fremont heißen - mit nur einem »e«. Dennoch klingt Freemont sehr vertraut. Die amerikanischen Wurzeln dieses Fiat werden nicht nur im Namen versteckt, sie sind auch an anderen Stellen zu erkennen. Zehn Getränkehalter hat der Freemont zu bieten, insgesamt 32 verschiedene Sitzkonfigurationen sind durch Umklappen möglich. Im Beifahrersitz verbirgt sich ein Staufach - sehr praktisch.
Beim Fahren will der Fiat ein Europäer sein: Komfortabel, aber keineswegs zu weich gefedert, recht direkte Servolenkung, ausreichend durchzugsstark auf der Autobahn. Was missfällt: Der Geräuschpegel im Innenraum ist trotz verbesserter Dämmung und verminderter Vibration noch hoch, auch die Bedienung des Radios ist ziemlich umständlich. Insgesamt aber wird der Italo-Amerikaner, der verwirrenderweise auch noch in Mexiko gefertigt wird, auch hier seine Fans finden - nicht zu Unrecht.
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