Nietzsche in Bildern
Philosophen-Comics
Unverständlich und kompliziert, kaum zu durchdringen für einen normalen Menschen, der nicht den ganzen Tag Zeit hat, sich über die Welt den Kopf zu zerbrechen - so stellen sich viele die Philosophie, die »Liebe zur Weisheit«, vor. Doch es geht auch anders. Das zeigt die neue Buchreihe »Philosophie für Einsteiger« des Wilhelm-Fink-Verlags. Die ersten drei Bände über Nietzsche (»Gott ist tot«), Adorno (»Es gibt kein richtiges Leben im falschen«) und Foucault (»Biomacht«) sind soeben erschienen. Das Besondere: Wort und Bild stehen beinahe gleichberechtigt nebeneinander. Die Illustrationen von Ansgar Lorenz sollen nicht bloß eine Bleiwüste auflockern, sondern nehmen rund die Hälfte der jeweils knapp 100 Seiten ein. Trotzdem: Ein Comic ist es nicht, der entscheidende Inhalt findet sich ausschließlich im Text.
Der Autor Reiner Ruffing beleuchtet nicht nur die Gedankengänge, sondern stellt auch das Leben der Philosophen vor. Eine personalisierte Geschichte mag sich gut erzählen lassen, doch wer nach Erkenntnisgewinn sucht, stört sich wohl eher an den Passagen über die Kindheit der Philosophen. Dabei kann es in einzelnen Fällen sehr spannend sein, wie die Denker abseits ihrer Disziplin gehandelt haben. So erfährt man beispielsweise, dass Adorno sein Institut von der Polizei räumen ließ, als Studierende es besetzt hatten. Oder dass Foucault am 1. Mai 1971 auf die Polizeiwache geführt wurde und 1978 am Tunix-Kongress der außerparlamentarischen Bewegung in Berlin teilnahm, aus dem später Grüne und die Zeitung »taz« hervorgingen. Wer sich dafür nicht interessiert, kann die entsprechenden Abschnitte auch problemlos überspringen, denn auf jeder Seite findet sich mindestens ein, meist jedoch zwei Zwischentitel, die ersichtlich werden lassen, worum es gerade geht. Diese Übersichtlichkeit lässt einen fast vergessen, dass ein Inhaltsverzeichnis bedauerlicherweise fehlt.
Inhaltlich werden in allen drei Büchern die verschiedensten Themen angerissen - von der Idee der Wahrheit über Kulturkritik bis hin zu politischen und ökonomischen Gedanken. Dabei wird versucht, mit einfachen Worten die grundlegenden Ideen der Philosophen zu beschreiben. Das ist wohl die schwierigste Aufgabe überhaupt, der sich ein Autor eines Philosophie-Buchs stellen kann: Mit wenigen, einfachen Worten komplexe Theorien verständlich darzustellen. Da nur Bruchstücke an Zitaten verwendet werden, mögen Liebhaber der Philosophen einwenden, die Theorie ihres Lieblingsdenkers sei nicht in der vollen Schönheit der Original-Worte dargestellt. Das mag sein, aber dafür ermöglicht es auch Philosophie-Unerfahrenen den Einblick in die Gedankenwelt von Nietzsche, Adorno und Foucault.
Ansgar Lorenz, Reiner Ruffing: Philosophie für Einsteiger. Drei Bände: Friedrich Nietzsche, Theodor W. Adorno, Michel Foucault, Wilhelm-Fink-Verlag Paderborn, jeweils 19,90 Euro.
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