Krise treibt Italiener in den Tod
Demonstration in Rom soll Selbstmorde von Unternehmern thematisieren
Unternehmer- und Handwerksverbände als auch die großen Gewerkschaften haben in einer seltenen Übereinstimmung zu diesem Protest gegen die Wirtschafts«reformen« der Regierung Mario Montis eingeladen. Düster auch der Anlass: Seit Jahresbeginn haben sich 23 Unternehmer das Leben genommen - sie waren dem wirtschaftlichen Druck, ausgelöst von der gegenwärtigen Krise, erhöht durch die Steuer- und Sparmaßnahmen der Übergangsregierung nicht mehr gewachsen.
Statistiken zufolge verübten von 2009 bis 2011 über 1000 Unternehmer und Handwerker das Suizid. Motiv war meist die drückende Schuldenlast nicht zurückzahlbarer Kredite, es wird eine Summe von insgesamt 60 Milliarden Euro genannt. 12 000 Betriebe meldeten 2011 Konkurs an, im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 7,4 Prozent. Über den Dreijahreszeitraum verzeichnet das Staatliche Statistikamt Istat 33 000 Bankrotte.
Die beteiligten Organisatoren des Fackelzugs sind sich einig: So kann es nicht weitergehen. »Unser stiller Protest ist ein Alarmschrei, der von allen gehört werden soll«, erklärte der Vorsitzende des Unternehmerverbandes Federlazio, Maurizio Flammini. Unternehmen, aber auch lokale, regionale und staatliche Behörden müssen endlich auf die Krise reagieren. Nach dem Sparen müsse nun das Wachstum kommen, die Regierung solle dafür Bedingungen schaffen.
Mit dem stummen Protest wolle man auf die dramatische Situation aufmerksam machen, betonte der Sekretär der größten Gewerkschaft CGIL, Claudio di Berardino, dies bedeute aber nicht, dass man sich »den Mund zunähen lasse«. Die CGIL übt massive Kritik an den Plänen der Regierung, das Arbeitsrecht aufzuweichen. Dies befördere die Arbeits- und Hoffnungslosigkeit im Lande noch stärker. Die Arbeitslosenrate liegt gegenwärtig bei 9,4 Prozent. Von den bis zu 25-Jährigen ist einer von Dreien ohne Beschäftigung.
Arbeitsministerin Elsa Fornero lässt sich nur wenig von den Protesten der Basis beeindrucken: Entweder führe man die Reformen so durch wie vorgeschlagen, oder die Regierung sei bereit, zurückzutreten. Die bisherigen Maßnahmen hätten nur Kritik hervorgerufen, erklärte Fornero am Rande einer Unternehmertagung in Reggio Calabria. Nachbesserungen, die auf Drängen der Gewerkschaften vorgenommen wurden, ernteten schärfste Kritik des Unternehmerdachverbandes Confindustria. In einer scharfen Note an die Arbeitsministerin erklärte der Verband, Unternehmen würden Mitarbeiter »nur aus wirtschaftlichen Notwendigkeiten« entlassen.
Eine Lösung des Konfliktes steht nicht bevor. Es ist zu befürchten, dass dem stummen Protest vom kommenden Mittwoch deutlich lautere folgen werden.
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