»Attraktivstes Ziel«
Breivik über das Massaker auf der Insel Utøya
Oslo (AFP/nd). Er habe die gesamte norwegische Regierung und sämtliche Menschen auf der Insel Utøya umbringen wollen, schilderte der 33-jährige Rechtsextremist am Donnerstag vor Gericht. Auf seine Tat bereitete er sich nach eigenen Worten schon 2006 vor - unter anderem mit Videospielen.
Neben der knapp eine Tonne schweren Bombe im Regierungsviertel von Oslo, bei deren Explosion im vergangenen Juli acht Menschen getötet wurden, habe er weitere Anschläge auf den Sitz der regierenden Sozialdemokraten und ein drittes Ziel geplant, sagte Breivik. Ins Auge gefasst habe er unter anderem die Redaktion der Zeitung »Aftenposten«, das Parlament, das Rathaus und das Königsschloss. Als »Monarchist« habe er jedoch sicherstellen wollen, dass die Königsfamilie keinen Schaden erleide. Dagegen habe er geplant, die ganze Regierung einschließlich Ministerpräsident Jens Stoltenberg zu töten.
Teil seines Plans sei es gewesen, nach den Bombenanschlägen mit einem Motorrad zu einem besetzten Haus, der Zentrale der Zeitung »Dagsavisen« und dem Sitz der Sozialistischen Linkspartei zu fahren und dort »so viele Menschen wie möglich hinzurichten«. Stattdessen fuhr Breivik zum Jugendlager der Sozialdemokraten auf Utøya, dort starben 69 Menschen durch ihn.
Sein Ziel sei es gewesen, alle Insassen des Lagers zu töten, sagte Breivik. Utøya sei zu dem Zeitpunkt das »politisch attraktivste Ziel gewesen«. »Ich bin kein Kindermörder. Ich denke aber, dass alle politischen Aktivisten, die sich dem Kampf für eine multikulturelle Gesellschaft verschrieben haben (...) ein legitimes Ziel sind.« Auf Nachfrage der Staatsanwaltschaft räumte er ein, dass das Massaker auf Utøya »extrem schwierig« gewesen sei. Doch sei ihm keine andere Wahl geblieben, da die Behörden den Kauf von Bomben-Bauteilen extrem erschwert hätten.
Zudem wollte Breivik auf Utøya auch die ehemalige Regierungschefin Gro Harlem Brundtland gefangen nehmen, die an diesem Tag ursprünglich auf der Insel erwartet wurde, und sie vor laufender Kamera enthaupten.
Auf die Anschläge vorbereitet hat sich Breivik nach eigenen Angaben schon seit Jahren. 2006 habe er ein Jahr lang bei seiner Mutter gelebt und dort bis zu 17 Stunden täglich das Videospiel »World of Warcraft« gespielt. Er habe sich dieses »Hobby« gegönnt, um sich vor seinem erwarteten Tod im Kampf gegen die »Islamisierung« Europas einen Lebenstraum zu erfüllen. Gleichzeitig habe er sich mit Hilfe des Spiels geistig auf seine spätere Bluttat eingestellt.
Um seine Schießfähigkeiten auszubilden, spielte Breivik nach eigenen Aussagen den Ego-Shooter »Modern Warfare« und trainierte in einem Schießclub. Bei seinen Ausführungen zu Schießtechniken lächelte Breivik. Von Staatsanwalt Svein Holden darauf angesprochen, räumte er ein, dass Angehörige und Überlebende wohl mit »Horror und Abscheu« auf sein Grinsen reagieren werden.
Auf Bitten von Überlebenden und seiner Anwälte verzichtete Breivik zu Beginn des vierten Prozesstags erstmals auf seinen rechtsextremen Gruß. Wie unterdessen bekannt wurde, fing die Polizei eine deutsche Breivik-Sympathisantin beim Versuch ab, in den Gerichtssaal zu kommen, und verwies sie des Landes.
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