Jenseits der zwei Pole
Kommentar von Christian Klemm
Die Bundesregierung ist mächtig stolz. Stolz auf das, was sie gestern im Bundestag beschlossen hat. Eine Blue Card soll den akuten Fachkräftemangel in Deutschland beheben. Lange haben Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und Konsorten gerufen, jetzt lässt die Politik Taten folgen. Ob dadurch der Mangel an klugen Köpfen tatsächlich signifikant verringert wird, wie es sich schwarz-gelbe Politiker so schön ausmalen, ist alles andere als sicher. Computerspezialisten aus Indien werden ihr Glück zuallererst weiter den Vereinigten Staaten und in Großbritannien suchen. Blue Card hin oder her.
Sicher dagegen ist, dass die Karte eine bereits heute vorhandene Zwei-Klassen-Mentalität vertieft. Auf der einen Seite stehen hoch qualifizierte Migranten mit einer Anstellung als Maschinenbauingenieur, Arzt oder IT-Spezialist; auf der anderen Seite Ausländer mit geringem Einkommen, denen durch die Politik die Integration schwer gemacht wird. Und abseits dieser beiden Pole sind diejenigen, die vor Armut und Elend in ihren Heimatländern weglaufen und in Asylbewerberheimen auf einen gesicherten Aufenthaltsstatus hoffen.
Wenn CSU-Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich im Bundestag von Deutschland als einem »weltoffenen Land« schwadroniert, ist das nichts weiter als eine leere Worthülse. Schließlich machte er auch gestern wieder deutlich, dass seine Zuwanderungspolitik vor allem auf die Leistungsfähigkeit der Migranten ausgelegt ist. Flüchtlinge mit einer Plastiktüte unter dem Arm zählen für ihn nur ganz wenig.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.