Favorit trotz Absagen

Deutschland genießt ab heute bei der Eishockey-WM eine ungewohnte Rolle

  • Carsten Lappe, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Trotz vieler Absagen sind die Erwartungen vor dem Auftakt der Eishockey-WM groß. Deutschland startet völlig ungewohnt als Favorit. Einige schielen schon auf das Finalwochenende. Der Trainer von Auftaktgegner Italien ist voller Bewunderung.

Der Respekt der Konkurrenz vor dem deutschen Eishockey war bereits beim WM-Anflug auf Stockholm zu spüren. Über den skandinavischen Wolken stöhnte Italiens Trainer beim Gedanken an den ersten Gegner am Freitag (12.15 Uhr/Sport 1) laut auf. »Deutschland hat schon eine wirklich richtig starke Truppe. Was die in den letzten zwei Jahren gezeigt haben, ist beeindruckend«, brummte Rick Cornacchia bei Italiens Anreise.

Nachfragen schienen dem charismatischen Italo-Kanadier geradezu körperliche Schmerzen zu bereiten. Cornacchia verzog das Gesicht und knurrte: »Ich will wirklich nicht weiter darüber reden.« Der 61-Jährige offenbarte, sich bis Mittwoch kaum vorbereitet zu haben. »Jetzt erst mache ich mir Gedanken über die Deutschen«, sagte Cornacchia.

Deutschland startet gegen den Aufsteiger mit einem unbekannten Gefühl in die WM in Finnland und Schweden: als Favorit. »Diese Rolle haben wir uns in den letzten Jahren erarbeitet, und wir nehmen sie gerne an«, sagte Stürmer Christoph Ullmann. Alles andere als ein Sieg wäre eine Überraschung. »Wenn wir unser Ziel Viertelfinale erreichen wollen, müssen wir das Spiel gewinnen - da führt kein Weg daran vorbei«, sagte Torhüter Dennis Endras.

Italien stieg gerade erst wieder in die A-Gruppe auf, Deutschland stand 2010 im Halb- und 2011 im Viertelfinale. Auf dem angestrebten erneuten Weg in die Runde der letzten Acht wollen sich die deutschen Spieler weder von Italien, noch vom zweiten Gegner Lettland am Sonntag stoppen lassen. »Wir haben das Viertelfinale im Fokus, aber wir müssen schauen, dass wir einen guten Start ins Turnier haben«, befand Deutschlands WM-Hoffnung Marcel Goc. »Wir dürfen Italien nicht unterschätzen und müssen spielen wie gegen Russland oder Finnland«, forderte Goc.

Der NHL-Stürmer aus Florida landete am Mittwoch kurz nach den Italienern in Arlanda. Jakob Kölliker und die übrigen 24 Spieler waren schon am Dienstag angekommen. Seit Tagen schon bereitet der Bundestrainer sein Team »minutiös« auf die Italiener vor. »Es gibt ein Schlüsselspiel: das Erste. Wenn man mit einem Sieg startet, gibt das Selbstvertrauen. Wenn nicht, fängt man schon zu studieren an«, so Kölliker.

Das Kalkül des Schweizers ist, nach zwei Siegen ohne Druck gegen die Spitzennationen Russland und Gastgeber Schweden anzutreten. »Wenn man ein, zwei oder gar drei Große schlägt, sieht es sehr gut aus«, sagte Kölliker in seiner forschen Art, die allmählich abfärbt. Trotz neun WM-Absagen und nur einem NHL-Spieler sind die Erwartungen riesig.

Der Glaube an eine erneute Sensation wie vor zwei Jahren, als Deutschland bei der Heim-WM bis ins Halbfinale stürmte, wächst kurz vor dem Turnierstart. »Mein Ziel ist, wieder das Viertelfinale und dann das Halbfinale zu erreichen und eine Medaille zu gewinnen«, sagte Dennis Endras.

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