Uralte Kamellen
Kommentar von Silvia Ottow
Studie oder Stimmungsmache - das ist hier die Frage. Jede vierte Klinik soll einer Studie zufolge Fangprämien für die Überweisung von Patienten zahlen. Ärzte, Sanitätshändler und Hörgerätevertreiber nehmen schon mal Geld, Geschenke oder Tagungstickets entgegen. Kaum jemand findet das besonders schlimm, am allerwenigsten wahrscheinlich jene, die sich dieses Wettbewerbsvorteils regelmäßig und in großem Stil bedienen - selbstverständlich so, dass man ihnen nicht so schnell auf die Schliche kommen kann. Denn ja, es herrscht Wettbewerb im Gesundheitsbetrieb. Wer die meisten und kränkesten Patienten hat, verdient auch am meisten. Wer die Klink voll hat, macht Gewinn.
Politiker, die privatkapitalistische Strukturen in diesem Bereich salonfähig gemacht haben, wundern sich gern lautstark, wenn sie Korruption oder mafiaähnliche Zustände entdecken und fordern ihre sofortige Beseitigung. Als ob dies überhaupt jemand will! Selbst der sozialdemokratische Bundeskanzler Schröder hat vor Jahren Geld von der Pharmaindustrie genommen und ihr dafür ihre unverhältnismäßig hohen Arzneipreise gelassen. Seitdem ist kaum mehr etwas gegen Korruption auf diesem Gebiet unternommen worden, sieht man einmal von mehreren Sonderkommissionen ab, die sich regelmäßig verunglimpfen lassen müssen, wenn sie auf die vermuteten Dunkelziffern hinweisen,
So endet es auch dieses Mal wie stets. Stimmungsmache sei diese Studie, heißt es vom Ärztepräsidenten, uralte Kamellen. Mit dem letzten hat der Mann wohl recht: Korruption im Gesundheitsbetrieb ist nichts Neues.
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