Werbung

Uralte Kamellen

Kommentar von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 2 Min.

Studie oder Stimmungsmache - das ist hier die Frage. Jede vierte Klinik soll einer Studie zufolge Fangprämien für die Überweisung von Patienten zahlen. Ärzte, Sanitätshändler und Hörgerätevertreiber nehmen schon mal Geld, Geschenke oder Tagungstickets entgegen. Kaum jemand findet das besonders schlimm, am allerwenigsten wahrscheinlich jene, die sich dieses Wettbewerbsvorteils regelmäßig und in großem Stil bedienen - selbstverständlich so, dass man ihnen nicht so schnell auf die Schliche kommen kann. Denn ja, es herrscht Wettbewerb im Gesundheitsbetrieb. Wer die meisten und kränkesten Patienten hat, verdient auch am meisten. Wer die Klink voll hat, macht Gewinn.

Politiker, die privatkapitalistische Strukturen in diesem Bereich salonfähig gemacht haben, wundern sich gern lautstark, wenn sie Korruption oder mafiaähnliche Zustände entdecken und fordern ihre sofortige Beseitigung. Als ob dies überhaupt jemand will! Selbst der sozialdemokratische Bundeskanzler Schröder hat vor Jahren Geld von der Pharmaindustrie genommen und ihr dafür ihre unverhältnismäßig hohen Arzneipreise gelassen. Seitdem ist kaum mehr etwas gegen Korruption auf diesem Gebiet unternommen worden, sieht man einmal von mehreren Sonderkommissionen ab, die sich regelmäßig verunglimpfen lassen müssen, wenn sie auf die vermuteten Dunkelziffern hinweisen,

So endet es auch dieses Mal wie stets. Stimmungsmache sei diese Studie, heißt es vom Ärztepräsidenten, uralte Kamellen. Mit dem letzten hat der Mann wohl recht: Korruption im Gesundheitsbetrieb ist nichts Neues.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -