Investoren klagen gegen Facebook
Soziales Netzwerk will offenbar Börse wechseln
New York (Agenturen/nd). Nach dem verpatzten Börsengang rollt auf Facebook und die beteiligten Banken eine Klagewelle zu. Mehrere Kanzleien reichten am Mittwoch im Namen geschädigter Investoren Klage ein. Der Aktienkurs des sozialen Netzwerks war an den drei ersten Handelstagen um insgesamt fast ein Fünftel eingebrochen. Medienberichten zufolge sollen die mit dem Börsengang betrauten Banken kurz vor dem Wall-Street-Debüt ihre Gewinnprognosen für Facebook gesenkt, darüber aber nur ausgewählte Kunden informiert haben. Diese hätten sich von den Papieren getrennt, während die anderen Anleger dafür den Preis gezahlt hätten.
Mindestens fünf Klagen waren am Mittwoch anhängig. Die Anwaltskanzlei Lieff Cabraser Heimann & Bernstein erhob in ihrer Sammelklage gegen »Facebook, bestimmte Verantwortliche und die mit dem Börsengang betrauten Banken« den Vorwurf, dass der Börsenprospekt »nachlässig« zusammengestellt worden sei und »Schlüsseldaten über die Aktivitäten von Facebook und seine Perspektiven« verheimlicht habe.
Die Klagen richten sich neben Facebook vor allem gegen die Großbanken Morgan Stanley, JPMorgan Chase und Goldman Sachs, die den Börsengang organisiert haben. Das soziale Netzwerk reagierte zunächst nur auf eine vor einem Bundesgericht in Manhattan eingereichte Sammelklage gegen Facebook-Verantwortliche sowie die Banken. Facebook werde sich »energisch« zur Wehr setzen, sagte ein Sprecher.
Auch die Technologiebörse Nasdaq muss sich wegen der technischen Probleme beim Börsengang auf ein juristisches Nachspiel gefasst machen. Ein Finanzinvestor aus Maryland klagte auf Schadenersatz, weil der Börsenbetreiber am Freitag zum Teil über Stunden nicht genau anzeigen konnte, ob Kauf- und Verkaufsaufträge für Facebook-Aktien tatsächlich ausgeführt wurden. Zudem hatte der Handel mit Facebook-Aktien mit einer halben Stunde Verspätung begonnen, weil die Computersysteme der Nasdaq mit der Flut an Auftragsänderungen und -stornierungen überfordert waren.
Nach Informationen mehrerer US-Medien erwägt Facebook inzwischen, die Börse zu wechseln. Das Unternehmen könnte demnach von der rein computergestützt arbeitenden Nasdaq zur traditionsreichen New York Stock Exchange überlaufen, die auch noch einen Parketthandel besitzt.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!