Teure Narreteien
Bisher kam der Mainzer Rosenmontagsumzug ohne Sicherheitsfirma aus - das wird kaum so bleiben
Wenn Spötter behaupten, in Mainz sei das ganze Jahr über Fastnacht, dann ist das natürlich stark übertrieben. Aber Themen, die mit der Fastnacht oder dem Karneval zu tun haben, spielen auch in den Sommermonaten eine Rolle - sei es die Suche nach einem Prinzenpaar oder nach einem neuen Motto für die nächste Kampagne, die bereits in gut fünf Monaten beginnt. Zur Zeit wird in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt über die Kosten diskutiert, die die Sicherheitsmaßnahmen in der närrischen Zeit verursachen.
Jahr für Jahr sind ehrenamtlich tätige Verkäufer in der Stadt unterwegs, die so genannte Zugplakettchen zur Finanzierung des Rosenmontagszugs verkaufen. Rund 40 000 dieser bunten Plakettchen werden ab 11. November in den Straßen der Stadt den Passanten angeboten, doch reicht der Erlös bei Weitem nicht aus, um die hohen Kosten zu decken.
Die Mainzer Bemühungen um mehr Sicherheit während der närrischen Tage haben auch ihre Ursache in den verstärkten Sicherheitsauflagen nach der Katastrophe bei der Love Parade in Duisburg vor zwei Jahren.
Die Fastnachtsvereine In Mainz haben erkannt, dass ehrenamtliche Tätigkeit allein nicht mehr ausreicht. Es könne auch nicht sein, dass beispielsweise die Leitung des Rosenmontagszuges, den jährlich eine halbe Million Menschen bestaunen, für die Folgen eines Unglücks haftbar gemacht werde. Beim Mainzer Carneval-Verein (MCV) wird jetzt daran gedacht, ein Sicherheitsunternehmen zu engagieren, das schlimmstenfalls auch die Haftung übernimmt. Zur Finanzierung könnte - ähnlich wie bei einem Marathonlauf - eine Art Startgebühr von den Teilnehmern des Zuges verlangt werden. Über die Höhe dieser Gebühr gibt es noch keine konkreten Angaben.
Zur Zeit geben die Organisatoren des närrischen Treibens im Jahr rund 50 000 Euro für die Sicherheit aus. Die Sicherheitsfrage soll noch mit den anderen Mainzer Vereinen und den Fastnachtsgarden diskutiert werden.
Johannes Gerster, Generalfeldmarschall der Mainzer Ranzengarde, lehnte unterdessen eine Gebühr ab. Sollte der MCV nicht in der Lage sein, den Rosenmontagszug allein zu organisieren, dann solle er andere Vereine und Garden daran beteiligen, so Gerster. Diese müssten dann auch ein Mitspracherecht haben.
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