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Rückkehrerin
Brigitte Fehrle / Die Journalistin wird neue Chefredakteurin der »Berliner Zeitung«
Es ist so etwas wie ein kleines Ende eines größeren Experiments. Nach dem dieser Tage verkündeten Abtritt Uwe Vorkötters als Chefredakteur sowohl der »Berliner Zeitung« als auch der »Frankfurter Rundschau« (FR) sollen die Zeitungen, die beide zur Verlagsgruppe DuMont-Schauberg gehören, künftig wieder getrennt geführt werden. An der Spitze der »Berliner Zeitung« wird dann Brigitte Fehrle stehen.
Erfahrung mit Leitungstätigkeiten hat Brigitte Fehrle in den zurückliegenden Jahren reichlich sammeln können. 2010 wurde sie zur Chefredakteurin der DuMont-Redaktionsgemeinschaft berufen. In dieser Funktion stand sie einem Team von Journalisten vor, die die Ressorts Wirtschaft und Politik der FR, der »Berliner Zeitung« sowie der beiden Regionalblätter »Kölner Stadt-Anzeiger« und »Mitteldeutsche Zeitung« beliefern. Der redaktionsintern umstrittene Journalistenpool arbeitet abgekoppelt vom normalen Produktionsalltag; freundlich umschrieben könnte man von Synergieeffekten sprechen, weniger freundlich von einem Sparmodell.
Brigitte Fehrle ist seit gut zwei Jahrzehnten bei der »Berliner Zeitung«, mit einer kleinen Unterbrechung, die allerdings mehr war als nur ein zeitlicher Ausstieg. Nachdem der britische Investor David Montgomery 2005 den Berliner Verlag übernommen hatte und die Zeitung zur Gelddruckmaschine degradieren wollte, verließ Fehrle gemeinsam mit Vorkötter unter Protest die »Berliner« Richtung FR. Von dort kehrte sie über eine Zwischenstation bei der »Zeit« 2009 zur »Berliner Zeitung« zurück.
Brigitte Fehrle hat eine typische Westberliner Journalistenkarriere hinter sich: In den 80ern zog sie wegen des Studiums aus Schwaben in die Mauer-Stadt. Ihre ersten journalistischen Gehversuche machte sie bei der »taz«, bei der sie nach dem Studium als Redakteurin arbeitete, bis sie 1990 der Ruf Erich Böhmes ereilte, der damals Herausgeber der »Berliner Zeitung« war. Böhme wollte die ehemalige SED-Bezirkszeitung zu einer Art deutsche »Washington Post« ausbauen, und da kam die 1954 in Stuttgart geborene Westfrau gerade recht.
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