Die Sklaven der Queen
Katastrophale Arbeitsbedingungen für Wachdienste beim Thronjubiläum
Um 3 Uhr Morgens am Sonntag spuckten Reisebusse eine Gruppe von 80 Personen aus. Sie alle waren im Auftrag der Sicherheitsfirma Close Protection UK unterwegs. Diese Firma sollte am Sonntag während einer Bootsparade im Rahmen des Kronjubiläums für Sicherheit sorgen. Nur: Keine der 80 Personen stand mit der Firma in einem Lohnverhältnis.
30 von ihnen waren Erwerbslose, die über die Wohlfahrtsorganisation Tomorrow's People an Close Protection UK übermittelt wurden. Dies geschah im Rahmen des so genannten Work Programme. Das Work Programme ist eine Workfare Initiative der britischen Regierung. Dadurch werden Erwerbslose zur kostenlosen Arbeit an Firmen vermietet. Weigern sich die Erwerbslosen, verlieren sie ihr Arbeitslosengeld.
Die 50 anderen Mitglieder der Gruppe erhielten ein Lehrlingsgeld von 2.80 Pfund pro Stunde, weit unterhalb des britischen Mindestlohnes. Auch sie waren über ein Workfare Programm zu der Firma gekommen. Workfare wird derzeit von der britischen Regierung massiv ausgerollt. Allein dieses Jahr haben bereits 850 000 Menschen das Work Programme durchlaufen. Unter anderem nutzen Supermarktketten das Programm, um unbezahlte Arbeitskräfte auszubeuten.
Die damit verbundenen Strafdrohungen machte sich die Firma Close Protection UK offenbar zunutze. Nachdem die Reisegruppe unter der London Bridge abgesetzt wurde, musste sie dort unter freiem Himmel übernachten. Um 5.30 Uhr morgens begann die Schicht. Sie dauerte 14 Stunden. Die Reisegruppe musste unter freiem Himmel in ihre Arbeitskleidung wechseln. Während der Arbeitszeit gab es nur ein Sandwich zu essen. Nach Ende der Schicht wurden die Arbeiter zu einem von Dauerregen durchnässten Zeltlager gefahren. Dort konnten sie dann übernachten. Die Arbeiter nahmen diese Bedingungen auf sich, weil Close Protection ihnen nach erfolgreicher Absolvierung des Kronjubiläums einen bezahlten Job während der olympischen Spiele in Aussicht gestellt hatte. In der Tageszeitung »Guardian« war zu lesen, dass man einigen von ihnen vor Antritt der Arbeit in London Bezahlung versprochen hatte. Während der Anreise der London habe die Firma das dann zurückgezogen.
Der Skandal schlägt hohe Wellen. Premierminister Cameron muss eine Anfrage der Labour Partei zu dem Thema beantworten. Die Internetberichterstattung des Guardian dazu provozierte in kürzester Zeit Tausende von Kommentaren. Die überwiegende Mehrheit fand nur ein Wort um den Vorfall zu beschreiben: Sklavenarbeit.
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