Sommermantel für den Gletscher
Am Zugspitzplatt werden Planen zum Eis-Schutz ausgelegt - viel bringt das nicht, sagen Kritiker
Garmisch-Partenkirchen/Innsbruck. Deutschlands einziges Gletscherskigebiet an der Zugspitze wird sommerfest gemacht. Mit weißen Planen deckten Helfer der Bayerischen Zugspitzbahn am Mittwoch 500 bis 600 Quadratmeter des Zugspitzplatts ab, um Eis und Schnee zu schützen. Auch in den österreichischen Gletscherskigebieten sollen Planen das wertvolle Weiß vor dem Tauen bewahren. Zum Erhalt der vom Klimawandel bedrohten Gletscherwelt trägt dies aber nicht messbar bei, wie Studien ergaben.
Die abgedeckte Fläche an der Zugspitze ist kleiner als sonst, denn das Gebiet an dem 2962 Meter hohen Berg profitiert noch vom schneereichen Winter. »Wir können viel durch gesammelten Schnee schützen«, sagte die Sprecherin der Zugspitzbahn, Verena Lothes. Der Schnee aus Depots werde mit Pistenraupen auf dem Gletscher verteilt.
Noch jetzt türmt sich auf Deutschlands höchstem Berg der Schnee 3,60 Meter hoch. »Das ist viel für die Jahreszeit.« Die Planen decken einen Bereich um einen Felsen ab. Der dunkle Stein heizt sich besonders auf, so dass das Eis dort stark tauen würde. Auch den Regen sollen die Planen abhalten.
Experten befürchten, dass der Zugspitzgletscher bald - vielleicht schon in zwei Jahrzehnten - ganz verschwinden könnte. Die Schutzmaßnahmen sollen das hinauszögern. »Wir sehen es als unsere Aufgabe, diesen Gletscher zu schützen«, sagt Lothes. »Wir wollen natürlich auch das Skigebiet so lange wie möglich erhalten.«
Am Hintertuxer Gletscher im österreichischen Zillertal mit seinem Sommerskigebiet werden sieben von 270 Hektar Pistenfläche mit speziell entwickelten Fleecebahnen abgedeckt, sagt Sprecherin Sarah Moser. »Man deckt neuralgische Stellen ab, Lift-Einstiege und Ausstiege.« Damit könne im Herbst der Skibetrieb schneller starten. Ähnliche Maßnahmen gebe es in anderen Gletscherskigebieten in Tirol.
Planen können die Gletscher an sich jedoch nicht schützen. »Es gibt Untersuchungen, dass der Einfluss der Maßnahmen auf die Gletscher insgesamt nicht messbar ist«, sagt der Innsbrucker Glaziologe Martin Stocker-Waldhuber von Institut für Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. »Es geht nicht um den Gletscher selber, es geht um den Skibetrieb.« Im Fokus seien etwa Übergänge zu Lift-Stationen, die ohne den Fortbestand des Eises nicht mehr erreichbar wären. An manchen dieser exponierten Stellen sei es sogar gelungen, Gletschermasse wieder aufzubauen.
Naturschützer sehen die Maßnahmen skeptisch. »Das ist, wie wenn man einem Krebskranken ein Pflaster auf eine kleine Wunde klebt. Es ändert nichts an den Ursachen der Klimawandels und der generellen Gefährdung des Gletscher«, sagt Christine Margraf vom Bund Naturschutz in Bayern. »Wenn sie für den Gletscher wirklich etwas tun wollten, sollten sie mit dem Skibetrieb sorgsamer umgehen.«
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