Der böse Assad

Kommentar von Roland Etzel

  • Lesedauer: 2 Min.

Der britische Premier Cameron und andere westliche Politiker nennen die Tötungsorgie in Syrien abscheulich und sinnlos. Abscheulich ist sie ganz gewiss, aber auch sinnlos? Camerons eigene Reaktion widerspricht dem. Er sagt, die UNO-Beobachter sollten das Massaker untersuchen, fordert aber noch im selben Satz, die »Staatengemeinschaft müsse die Regierung Syriens für ihre Taten verurteilen«.

Ganz ähnlich der durch den Nahen Osten tourende Westerwelle. Am Mittwoch wurde vom deutschen Außenminister kolportiert, er »werbe« für eine politische Lösung in Syrien, nach dem Massaker hieß es nun von ihm, er fordere »weltweite Sanktionen gegen das Regime von Assad«. Sehen so politische Lösungen aus? Die Äußerung legt nahe, dass das Ergebnis einer möglichen Untersuchung für Westerwelle eigentlich nicht von Interesse ist. Er verkriecht sich in unglaubwürdiger Naivität, nicht zu ahnen, wem diese Morde in die Karten spielen.

Dazu haben Cameron wie Westerwelle keine Fragen, sie zeigen sofort auf Assad bzw. seine Milizen. Aber warum sollten die das getan haben? Außer primitiver Bush-Terminologie - weil sie eben vom Reich des Bösen sind - fällt einem da nichts ein. Möglich, dass es Assads Truppen waren. Aber er müsste nicht nur »böse«, sondern auch politisch verblödet sein - ein Massaker, ausgerechnet am Vorabend des Annan-Berichts vor dem Sicherheitsrat. Dann könnte er auch gleich um seine Verurteilung dort betteln. Fällt das wirklich niemandem auf?

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -